SnowCaniCross – Ein großartiges Wochenende braucht eine verrückte Idee.

Vom 10. – 12. Februar 2017 hat der SSB (Schlittenhundesport Bayern e.V.) ins schöne Inzell geladen, um in der Disziplin “Langdistanz” ein Rennen durch die beeindruckend schöne Gegend am Chiemsee auszufahren. Für die Schlittenhund´ler standen dabei 3 x 30 Kilometer als reguläre Strecke und 2 x 30 Kilometer (“Tour”) auf dem Programm. Doch was macht man als “Kleinviehhalter”, der den Zughundesport überwiegend in schneefreier Landschaft, auf Rädern oder zu Fuß ausübt? Genau, man fragt einfach mal bei den äußerst sympathischen Veranstaltern, ob man auch mitspielen darf… als Läufer!

Die Antwort war spontan und positiv: “Na klar, wenn die Schneeverhältnisse passen, dann lauft doch die Tour-Distanz mit!”. Die “Tour” ist Läufer alles andere als Bambini oder Happy-Dog-Class, denn das bedeutet, am Samstag und am Sonntag jeweils knapp 30 Kilometer, gespickt mit 780 Höhenmetern, abzulaufen. Und das auf Schnee!

Der SnowCanicross war geboren, und zwar in einer anderen Dimension als das, was man landesweit unter einem Canicross-Rennen versteht.

Harmonie, zu Fuß und auf Kufen.

Einige Faktoren müssen stimmig sein, um das Laufen innerhalb eines Schlittenhunderennens für alle Parteien zum Erfolg zu machen.

Der Schnee darf nicht zu weich sein. Für die Läufer wäre ein tiefes Einsinken zwar “nur” anstrengend, aber für Hundegespanne würde es eine zusätzliche Gefahrenquelle bedeuten. Während die Leader eines Schlittenhundeteams den tiefen Fußspuren noch ausweichen könnten, würden sich die restlichen Hundeteam-Mitglieder der Gefahr ausgesetzt sehen, in diesen Löchern zu stolpern oder gar sich den Fuß zu vertreten.

Läufer und Gespanne müssen rücksichtsvoll miteinander umgehen. Vor allem die Läufer sollten sich bewusst sein, hier den Status “Gast” zu haben und bei einem heran rauschenden Schlittenhundeteam rechtzeitig auszuweichen.

Und was soll ich sagen? Es war einfach nur großartig! Die Schneeverhältnisse waren perfekt (hart, teilweise vereist, aber meist mit genügend Grip unter den Sohlen) und das Miteinander einfach nur herzlich. Niemand wurde behindert und man hatte Spaß bei schönen Begegnungen unterwegs. So mancher Läufer konnte bergauf sogar ein großes Schlittenhundeteam überholen!

Die phantastischen Vier: Test bestanden.

Die Idee entstand spontan und war vorsichtshalber auf ein kleines Teilnehmerfeld limitiert. Niemand wusste genau, was auf einen zukommt. Wenn anschließend alle Beteiligten zufrieden sind kann man ja nächstes Jahr immer noch in die Vollen greifen. Und genau so kam es.

Krankheitsbedingt fanden sich für diesen Probelauf am ersten Renntag letztendlich vier wagemutige SnowCaniCrosser ein; Petra, Maria, Florian und Gerald. Sie gingen um 9 Uhr früh gemeinsam auf die Strecke und genossen die entspannte Atmosphäre dieses ganz speziellen Langstrecken-Canicross-Rennens, jeder auf seine Weise.

Petra war bereits nach zweieinhalb Stunden schon wieder im Ziel, strahlte bis über beide Ohren und sah aus, als wäre sie nur mal eben zum Bäcker nebenan gelaufen. Unglaublich! Eines wurde klar: Wer Zughundesport und Marathonläufe als seine Lieblingsdiszipline betreibt, der hat hier Nase und Schnauze vorn. Herzlichen Glückwunsch!

Mit knapp unter 3 Stunden erreichte Maria das Ziel und sah ebenfalls mehr als glücklich dabei aus. In ihrem jugendlichen Leichtsinn – im postivsten Sinn natürlich! – ist Maria schon einige sehr schwere Dogtrekkings gelaufen und diese Erfahrung konnte sie hier voll und ganz ausspielen.

Gerald hatte leider etwas Pech und sich unterwegs verlaufen. Trotzdem hatte er, wenigstens bis zu diesem Zeitpunkt, seinen Spaß und konnte die wunderbare Gegend, das tolle Wetter und nicht zu vergessen die kohlenhydratreichen Verpflegungsstellen in “vollen Zügen” genießen. That´s the spirit!

 

 

 

 

 

Für Florian war es das allererste mal, dass er überhaupt so weit am Stück gelaufen ist und dafür hat  er sich hervorragend geschlagen. Ich finde immer sehr sympathisch, wenn jemand nicht lange grübelt sondern einfach macht; einfach probiert, was geht. Herzlichen Glückwunsch zu diesem Mut und dieser Leistung!

SnowCaniCross: It´s a Women´s World.

Am zweiten Tag war also klar: Die Frauen haben hier das Sagen. Petra und Maria zogen es durch und spulten auch am Sonntag nochmal eine nahezu identische Leistung ab. Ganz ganz großes Läufer-Kino!

Fazit.

Alle Beteiligten sind sich einig: Der Muskelkater hat sich gelohnt. Wenn die Schneeverhältnisse auch 2018 wieder mitspielen, wird es eine Neuauflage des SnowCaniCross geben.

Normal? Das gibt´s woanders!

Dieser Beitrag wird die Tage nochmal erweitert. Vor allem bin ich schon sehr auf den persönlichen Bericht von SnowCaniCross-Finisherin Maria gespannt. Bis bald! Und bis spätestens 2018, wenn es wieder heißt: Auf zum SnowCaniCross nach Inzell!


Fotos © Gerald und Tina.