Kurze Nacht, langer Tag

“Bin gleich wieder da!” steht auf Zettel, der am Auto mit Mödinger Kennzeichen hängt. Es ist Samstag und noch verdammt früh am Morgen. Ich bin an einem Wanderparkplatz in Hallstatt, zu Fuß des legendären Dachsteins, angekommen; dem Start und Ziel des diesjährigen Dachstein Dogtrekkings (DDT). Ich gebe zu, ich bin ein bisschen nervös. Es ist keine Angst vor der Strecke, welche uns jetzt bevor steht (offiziell sind es 54 Kilometer und gut 3700 Höhenmeter), aber eine Spur von Respekt schwingt mit. Das ist im hochalpinen Bereich auch kein Fehler.

Es ist 6:30 Uhr und die zurückliegende Nacht war alles andere als erholsam. Zuhause konnte ich aufgrund eines Gewitters kein Auge zu machen. Was folgte war eine – glücklichweise ebenfalls schlaflose – viereinhalbstündige Autofahrt. Kurz vor Ziel noch 30 Minuten Pause an einer österreichischen Landstraße, die ich für Frühstück und ein kurzes Powernapping nutzte. Jetzt stehe ich leicht lädiert hier am Ausgangspunkt eines bevorstehenden Wochenend-Abenteuers und freue mich darauf, von den noch kühlen morgendlichen Temperaturen und der schönen Landschaft wach rütteln zu lassen.

Mein vierbeiniger Begleiter, von DDT-Organisator Udo liebevoll “Kaiser Kasimir” getauft, ist fit und wartet vorfreudig in seiner Box im Auto. Ich hingegen warte auf Markus, Udos Orga-Partner. Schon wenige Minuten später erscheinen die Beiden auf der Bildfläche und nach einer kurzen Einweisung über den Streckenverlauf kann es, ausgerüstet mit einigen Seiten Kartenmaterial, hinein ins – oder besser “hinauf aufs” – Vergnügen gehen.

Meine Dogtrekking-KollegInnen sind bereits seit einiger Zeit unterwegs. Mal abgesehen von René, der wenige Minuten nach mir am Start auftauchte und sich jetzt ebenfalls zügig in Schale wirft. Sein Rucksack scheint deutlich größer als meiner zu sein (was generell nicht schwer ist). Jedenfalls glaube ich mich daran zu erinnern, dass René erzählte, er hätte für seine beiden Hunde sogar vier Näpfe dabei. Jeweils einen für´s trinken, einen für´s fressen. Wow.

Die Drei wünschen mir und Kaiser Kasimir viel Erfolg. Das werde ich auch brauchen, denn eine Strecke lediglich anhand von Kartenmaterial zu finden ist nicht mein Steckenpferd – unfreiwillige Bonuskilometer sind vorprogrammiert. Ich mach´ mich vom Acker.

Wir sind da wo oben ist

Das DDT hat in der Dogtrekking-Szene seinen Ruf weg. Aus gutem Grund! Dieser Ruf basiert zum einen auf dessen geschichtlichen Background. Das DDT gibt es bereits seit 2008 und ist somit eines der dienstältesten Dogtrekkings im deutschsprachigen Raum überhaupt.

Zum anderen steht das DDT aufgrund seiner hochalpinen Wegführung immer wieder mal auf wackligen Beinen, da die Begehung nur bei halbwegs stabiler Wetterlage machbar ist. Oft ist es eine Zitterpartie bis wenige Tage vor Startschuss, ob das DDT überhaupt stattfinden kann oder man wieder ein Jahr darauf hinfiebern muss. Markus und Udo entscheiden dies dann auch mal kurzfristig – der Sicherheit aller Teilnehmer geschuldet.

Diesmal scheinen wir Glück zu haben. Das Wetter ist auf unserer Seite, wenn man mal von einer kleinen Gewitterwarnung ab dem späten Nachmittag und der zum Teil noch beeindruckend hohen Schneelage absieht. Wir hoffen das Beste.

Start um 7:02 Uhr

Die ersten Kilometer gehen zügig nach oben, immer am Bergbach entlang, der irgendwann als tosender Wasserfall von unserer Seite weicht.

Auf wunderschönen, steilen Trails geht es weiter, weg von der Zivilisation und hinein ins Dogtrekking-Vergnügen.

Ein seilversicherter Steig mit neckischen Treppen bringt uns noch weiter nach oben. Für Kaiser Kasimir ist das alles kein Problem. Ich hingegen beginne zu schwitzen und korrigiere mein Tempo ein wenig nach unten.

Die Luftfeuchtigkeit ist aufgrund des Regens der letzten Nacht sehr hoch und der Schweiß weiß nicht so recht, wo er hin soll. Zu unserem Glück kreuzen wir immer wieder frische Bergbach-Läufe, wo wir unsere Flaschen auffüllen können. Prost!

Wir befinden uns noch knietief im Prolog des Geschehens und schon jetzt bin ich mächtig begeistert von der Gegend, durch die uns Markus und Udo hier führen. Weit und breit sind keine anderen Wanderer zu sehen. Hektik und Stress der letzten beiden Wochen blättern Schritt für Schritt ab.

Wenn jemand behauptet, dass Dogtrekking süchtig macht, dann ist es eine Droge mit ausschließlich positiven Nebenwirkungen und Dogtrekking & More Sportunion der Dealer meines Vertrauens. Die haben den guten Stoff!

Zum Glück komme ich bisher halbwegs mit der Orientierung klar. Ich bin mir nahezu immer sicher, auf dem richtigen Weg zu sein. Das bedeutet natürlich nicht generell, dass ich auch tatsächlich auf dem richtigen Weg bin, wie mir schon so manche Erfahrung klar gemacht hat. Aber bis jetzt gibt es von meiner Seite aus noch keine Bonuskilometer zu verzeichnen.

Dies sollte sich aber schon bald ändern. Ha!

Meine Schuhe von IceBug waren eine ausgezeichnete Wahl. Das Profil greift selbst auf feucht-schmierigem Untergrund. Sogar später, wenn sich der Weg über Schneefelder zieht, werden sie eine gute Figur machen. Dazu sind sie schön leicht und direkt. Ja, so machen die wilden Trails hier am Dachstein Spaß!

Lediglich auf diesen extrem rutschig-flutschigen Holzbrücken, welche über sumpfiges Gebiet führen, stoßen die Schuhe an ihre Grenzen. Wie ich aber später von meinen KollegInnen zu hören bekomme, hatte hier jeder seine Probleme, auf den Füßen zu bleiben. Tanja führte auf diesen Holzpfaden sogar eine neue Sportart ein: Slidejöring. Dabei lässt man sich vom Hund ziehen, während man sich auf den Schuhen hinterher schlittern lässt. Achtung, Nachahmung auf eigene Gefahr.

Ein winziger Pfad biegt nach links ab. Ich bin auf der Suche nach einem Punkt, welcher auf der Karte mit “Sattel” betitelt ist. Aber der ist nicht angeschrieben, nur ein Berg namens Schneidkogel, welcher nicht allzu weit weg vom Sattel ist. Na gut, dann versuche ich hier mal mein Glück. Warum die Skepsis? Nun, der Weg sieht aus, als wären Kaiser Kasimir und ich  seit Jahren die ersten, welche ihn begehen.

Einige Zeit und Höhenmeter später erreichen ein Schild, welches unseren eingeschlagenen Weg als den richtigen ausweist. Ich bin erleichtert und schalte einen Gang rauf. Was für eine grandiose Strecke!

Wir erreichen die Hütte am Sattel. Von dieser gehen mehrere Wege ab. Sowas ist für mich immer kritisch, Kartenmaterial hin oder her. Aber wozu gibt es Wegweiser? Auf einem davon, welcher in einen kleinen Bergpfad zeigt, steht, dass er zur Rossalm führt. Das ist super, denn genau da wollen wir als nächstes hin.

Der Weg führt steil nach oben, die Markierungen werden seltener. Puh, ganz schön anstrengend. Dann kommen wir an eine Abzweigung, was gut ist, denn auch auf meiner Karte ist so eine eingezeichnet. Jedoch sagt mir ein kleines Schild, dass es jetzt rechts auf einen Berg namens Plassen geht. Das ist zwar seltsam, aber okay, wenn ich richtig bin, dann muss ich hier wohl rechts hoch.

Um der Geschichte jede Spannung zu entziehen: Das war ein Fehler.

Kaiser Kasimir und ich sammeln mächtig Höhenmeter ein. Der Weg wird immer hochalpiner und irgendwann dämmert es sogar einem Orientierungsverweigerer wie mir: Das kann es jetzt nicht sein. Hundertachziggradwende und wieder ab nach unten, dann an der besagten Abzweigung den Weg nach unten nehmen. Na bravo. So langsam dämmert es mir, dass ich unten am “Sattel” falsch abgebogen bin und mich in Wirklichkeit auf einem anderen Weg, weiter nördlich, befinde als ich glaubte. Der Weg ist zwar schön, sehr ursprünglich, aber in unserem Fall auch überflüssig. Fluchen hilft nicht, aber es erleichtert ungemein. Wir stolpern einen steilen Abhang nach unten und irgendwann erreichen wir eine breite Fahrspur, der wir von Beginn an einfach nur hätten folgen müssen. “Keiner spürt es so wie du” höre ich meine innere Stimme sagen. Sie klingt wie Udo.

Jetzt darf ich aber rechts abbiegen. Wir überqueren die wunderschöne Dammwiese.

Der Pfad ist winzig und ein Traum in grün.

Vom Rossalmer Radler zum Gosauer Wasser

Irgendwo unter mir sehe ich eine Alm. Zivilisation! Ich hoffe sehr, dass es sich dabei um die Rossalm handelt, denn wirklich spursicher war ich die letzten Kilometer nicht und es gibt in dieser Gegend noch andere Almen, welche vermutlich auch einen Besuch wert wären, aber definitiv nicht heute.

“Ja!” sage ich mit bemüht gedämpfter Stimme, als ich das Schild “Rossalm” freudig an der Hütte sehe. Auf deren Terrasse sitzt ein Gast und der Hausherr (vermutlich). Sie erzählen mir, dass bereits andere Wanderer mit Hund heute hier waren, aber schon länger wieder weitergezogen sind. Ich bestelle ein Radler, gebe das leere Glas 30 Sekunden später wieder dankend zurück und ziehe weiter.

Es geht auf einem breiten Schotterweg nach unten. Wir haben etwa 25 Grad. Für Kaiser Kasimir und mich Idealbedingungen, um Tempo zu machen. Der Gast, welcher sich zuvor an der Rossalm mit Bier und einem Schnaps vergnügte, kommt mit einem Quad von hinten angerast und bremst auf unserer Höhe. “Wollt´s a Stück mitfahr´n?” Ich lehne dankend ab.

Rechts geht´s nach Gosau, links zu den Gosauer Seen. Das ist eindeutig. Dann kommt wieder eine Alm und links von ihr führt ein schöner Steig durch den Wald nach unten zum Gosauer See. Ein Wanderer kommt mir entgegen. Er hat einen blauen Hüttenschlafsack in der Hand und fragt mich, ob ich mir vorstellen könnte, wem der wohl gehört. Komische Frage, denn er sieht ja, dass ich aus einer der anderen Richtung komme.

Da ist er endlich, der schöne Gosausee. Genauer gesagt ist es der Vordere Gosausee, denn es gibt auch noch einen Hinteren Gosausee und irgendwas dazwischen. Der Vorname ist Kaiser Kasimir herzlich egal, Hauptsache “…see”. Er atmet – wie üblich – tief das Wasser ein. Ich hatte noch nie einen Hund, der sich so schnell wässern kann. Den Schluckreflex gepflegt auf die Seite legen und es einfach laufen lassen. Mit diesem Talent würde er jeden Bierzelt-Wettdrink-Contest gewinnen.

Jetzt wird´s richtig anstrengend

Wir trödeln gemütlich am See entlang. Vor uns eine Felswand mit verdammt vielen weißen Flecken. Unser Tagesziel müsste irgendwo da oben sein.

Ich laufe auf Sarah und ihrer Coco auf. Hurra, dann bin ich doch nicht der einzige Spinner hier. Wir kommen ins quasseln. Eigentlich wollte ich ja nach einem kurzen Plausch gleich weiter joggen, aber wir finden einen gemeinsamen Flow. Die Geselligkeit hat gesiegt.

Gut so, denn schon kurze Zeit später geht es wieder nach oben und Sarah frisst die Höhenmeter einen Tick schneller als ich. Unser Tagesziel ist die Adamekhütte auf 2200 Meter, was mir etwas Sorgen bereitet. Vermutlich macht sich bei mir Müdigkeit aufgrund der schlaflosen zurückliegenden Nacht breit. Es könnte auch am aktuellen Trainingszustand oder am Altersunterschied liegen, dass ich jetzt eher nach hinten als nach vorne weg breche, aber – ey! – es ist bestimmt nur die Müdigkeit.

Wir kommen gut voran und erreichen einige Höhenmeter später den Hinteren Gosausee. Eine breite Schneezunge ragt in ihn hinein. Auf der anderen Seite des Sees wartet eine Alm und auch Markus und Udo auf uns. Sie achten darauf, dass ihre Herde zusammen bleibt, denn hier treffen die Dogtourer auf die Dogtrekker.

Soeben kommt ein leicht ledierter René aus der Tour-Ecke. Er scheint schon einiges durchgemacht zu haben und dieser Schein trügt nicht, wie ich morgen am eigenen Leib erfahren werde, denn sein Hin- wird unser Rückweg sein. Auch Regina ist gut durch und möchte keinen Schritt mehr gehen, jedenfalls keinen mehr nach oben. Ich rate ihr, erstmal ordentlich was zu essen, zu trinken und dann erst zu entscheiden, ob es weitergeht oder nicht. Hunger und Durst sind ganz schlechte Berater, wenn es um Motivationsfragen angeht. Ich bin gespannt, wie sie sich entscheiden wird.

Was hier auf dem Bild am Boden liegt ist übrigens Fotograf Udo und kein verzweifelter Dogtrekker oder ähnliches.

Sarah und ich gönnen uns noch ein Radler an der Hütte und dann geht es weiter nach oben. Verdammt weit nach oben.

Um die hoffnungslose Endlosigkeit dieses Aufstiegs noch zu betonen werden wir ab und an mit einem Schild darauf aufmerksam gemacht, auf welcher Höhe wir uns aktuell befinden. “Oh, noch immer 400 Höhenmeter bis zur Hütte? Das darf doch nicht wahr sein!” Um der Verzweiflung noch eins drauf zu setzen wird der Wind stärker und es beginnt zu regnen. Na bravo. Schnell die Regenjacke an, bevor alles klatschnass wird.

Ha! Wir haben Sichtkontakt! Da oben ist die Hütte. Hoffentlich gut beheizt, mit Whirlpool oder Sauna, dazu eine Tasse mit leckerem Glühwein. Die Hoffnung stirbt schließlich zuletzt (aber sie stirbt).

Ich versuche, an Sarah dranzubleiben. Wäre ich jetzt alleine unterwegs würde ich sicherlich öfter mal stehen bleiben und versuchen, durchzuatmen.

Die Schneefelder werden größer, aber der Schnee ist sehr griffig. Ich bin froh um meine Wahl der Schuhe. Damit von oben kein Schnee in die Schuhe rutscht habe ich zusätzlich noch Gamaschen drüber. Diese sorgen auch für ein klein wenig Kälteschutz.

Die letzte Serpentine vor dem Tagesziel.

“Sie haben ihr Ziel erreicht.” Wir werden mit tosendem Applaus von Tanja, Thomas und Lukas empfangen. Tanja erzählt uns, dass ihre Füße schonmal besser aussahen. Jedenfalls waren sie vor einigen Stunden noch nicht offen. Thomas fragt, ob ich unterwegs seinen blauen Hüttenschlafsack gefunden hätte.

Krasse Show! Nach und nach erreichen alle – und damit meine ich ALLE – die Adamekzütte auf knapp 2200 Meter. Auch Regina hat sich breit schlagen lassen, weiterzumachen, was ich vor allem nach dieser Schlechtwettereinlage nicht mehr gedacht hätte.

Gegen Abend wird das Wetter wieder besser. Wir stehen auf der Terrasse der Adamekhütte und genießen den Ausblick auf den vom Abendlicht verwöhnten Dachstein. Und hier wollen wir übernachten, was für ein Traum!

In der Hütte ist es relativ kühl, vor allem in unserem Matratzenlager. Aber wir haben eine Aufwärmstube bekommen, wo wir unsere Schuhe trocknen können und später auch das Essen serviert bekommen. Veganes Gemüse-Curry mit Reis und Gurkensalat, danach Banane mit Marmelade, Bier und Marillenschnaps und jede Menge sympathischer Gespräche. Ich bin glücklich.

Udo berichtet, dass es auf unserem eigentlich geplanten Rückweg eine lebensgefährliche Passage gibt und wie sich diese halbwegs umgehen lässt. Nach kurzer Beratung beschließen wir, die 4 verbliebenen Dogtrekker Lukas, Peter, Sarah und ich, dass wir an dieser Stelle aufeinander warten und sie gemeinsam bewältigen werden. Jetzt aber erstmal ab in die Horizontale. Kaiser Kasimir wartet dort bereits auf mich.

Blasenpflaster scheinen auf der Hütte ein Kassenschlager zu sein.

Neuer Tag, neue Abenteuer

5:30 Uhr morgens. Ich wache auf und versorge erstmal Kaiser Kasimir, dann mich. Es gibt Müsli, welches ich mit dem Saft eines Obstsalats vermische. Die perfekte Powerdosis.

Wir befinden uns mitten in einer hochalpinen Wolke. Die erste Aufgabe des Tages: Finde den Dachsteingletscher und küsse das stahlblaue Eis.

Stahlblau ist hier aber nichts. Grau hätten wir dafür umso mehr im Angebot.

Wir irren durch eine neblig-verschneite Mondlandschaft. Angeblich braucht man von der Hütte zum Gletscher und zurück nur 30 Minuten. Wir hingegen sind knapp eineinhalb Stunden unterwegs. Vermutlich haben wir ihn zwischenzeitlich mehrfach umrundet, ohne ihn zu Gesicht bekommen zu haben. Wir machen Fotos und schlittern dann zurück nach unten zur Hütte. Ich lasse dort meine Trinkflasche mit einem leckeren Holundersaftschorle auffüllen und freue mich auf den Abstieg. Auch Kaiser Kasimir ist gut drauf und macht nicht den Anschein, als hätte er gestern ein bewegungsreiches Programm gehabt.

Wir verlassen den Winter und hoffen, im Tal auf den Sommer zu treffen.

Runter geht definitiv schneller als hoch. Schon bald ist der Hintere Gosausee wieder in Sicht. Ganz einsam liegt er da am Ende des Tals. Vermutlich dank der dicken Wolken sind keine Touristen in Sicht.

Ich hole Regina, Rene und René ein, renne weiter nach unten zum See und gönne mir erstmal ein kühles Bad. Endlich wieder waschen! Zu meiner Verwunderung dreht sogar Kaiser Kasimir eine kleine Schwimmrunde mit. Vielleicht wird es ja doch nochmal was mit einer gemeinsamen IronDog-Karriere (Anmerkung: Ein in der Hundeszene weltberühmter Hundetriathlon, bei dem man mit Hund schwimmen, bikejören und laufen muss).

Sarah, Coco, Kasimir und ich machen uns auf den Heimweg, und dieser hat noch einige Features parat.

Zuerst geht es auf einem mit lustigen Hürden aus umgestürzten Bäumen und Gehölz verzierten Pfad durch einen Märchenwald.

Sobald man den Hinteren Gosausee hinter sich lässt geht es nach oben.

Die hohe Luftfeuchtigkeit sorgt im dichten Wald für ein tropisches Ambiente.

Warum Bäume, wenn sie umfallen, immer genau auf den Weg fallen, ist eines der Geheimnisse dieser Welt, welches bisher noch nicht gelüftet wurde.

Vorbei an sportlichen Schafen und weiter hinauf. Der Wald weicht einer schönen Felskulisse.

Und auch der Schnee hat uns schon bald wieder. Diesmal liegt er nicht nur als weißer Teppich aus, sondern stellt sich schonmal als Wand uns entgegen, wie dieses Bild, das ich von Peter geklaut habe, eindrücklich belegt.

Lukas und Peter sind zu diesem Zeitpunkt bereits an der gefährlichen Stelle und warten dort auf uns, da unsere Gletscher-Suche zu Beginn des Tages länger gedauert hat als geplant. Wir laufen oder rutschen in ihren Spuren, je nach Gefälle.

Und dann ist es soweit. Die beiden mussten sehr lange ausharren, bis wir endlich aufschließen konnten, was mir leid tut. Lukas hat die gefährliche Passage bereits ausgekundschaftet und hat einen tollen Plan geschmiedet: “Ich versuche jetzt, an dieser Stelle hier heil runter zu kommen und sollte ich das nicht schaffen, dann sucht ihr euch am besten eine andere Stelle.” Super, dass er das vorher nochmal so kommuniziert hat, wer weiß, ob ich da auch von selbst drauf gekommen wäre.

Hier sehen wir Lukas bei seinem Abstieg. Es riecht nach “no risk – no fun”. Das hält jung!

Ich bin als nächster dran. Lukas ist heil unten angekommen und vergibt uns Noten für den Abstieg. Es gibt eine Haltungnote (Performance) und eine für die Technik. Ich bekomme von ihm eine 2 für die Performance, weil es relativ abenteuerlich aussah, wie ich liegend auf die Felsen zurutsche, um mich von diesen wieder wie ein Sprungball abzustoßen. Für meine Technik gab´s leider nur ´ne 3 (mit Tendenz nach unten).

Welche Noten würdest du dem Team Sarah und Coco geben?

 

Bleibt nur noch Peter. Der ist von Beruf Bergführer und geht die Sache entsprechend professionell an. Keinen Sekundenbruchteil out-of-control, rückwärts runter und die Stecken immer einen halben Meter in den Schnee gestochen, um stets einen perfekten Halt zu haben. Den Hund voran geschickt und unten warten lassen. Das gibt natürlich eine 1 mit Fleißbildchen für die Technik (der Unterhaltungswert hielt sich hingegen in Grenzen).

Lukas und Peter laufen anschließend voraus, während Sarah und ich noch eine kurze Pause einlegen. Ich schicke Udo eine SMS mit dem Text “Soeben haben alle die Schlüsselstelle bewältigt”, um ihn schnellstens von der Ungewissheit, in der man als Organisator zwangsläufig steckt, zu befreien.

Diese SMS wird erst einige Tage später bei ihm ankommen.

Finale

Wir sind über den Berg und der Sommer hat uns wieder. Über einen schönen Trail geht es nach unten in deutlich wärmere Gefilde. Immer wieder locken kleine Bäche links oder rechts der Piste zu kurzen Hundebadeeinheiten, was wir auch ausführlich nutzen.

Wir erreichen einen breiten Weg und machen Tempo. Es ist die gleiche Piste, die gestern unser Start war.

Noch ein bisschen am Bach entlang nach unten und schon sind wir wieder am Parkplatz, wo wir von Markus, Udo und Lukas mit viel Applaus empfangen werden.

Ein paar Minuten später kommen Sarah und Coco ins Ziel. Sarah schaut ein bisschen geschafft aus, sie geht zu ihrem Auto, schnappt sich eine 1.5 Liter Flasche Cola und zieht sich über die Hälfte der Zuckerbrühe auf Ex ´rein. Schon wenige Minuten später ist sie wieder fit.

Dann kommt auch Peter und es wird Zeit für die Siegerehrung! Markus und Udo gratulieren uns, wir bekommen  Urkunden über die erbrachte Leistung, nehmen voller Stolz einen Dachstein Dogtrekking Finisher Aufnäher in Empfang und können einen freudig-glasigen Blick nicht verbergen, als wir auch noch einen schicken Flachmann mit Zirbenschnaps im Finisherbeutel finden.

Das Dachstein Dogtrekking 2019 war irre. Irre gut. Seit immerhin knapp 8 Jahren bin ich jetzt regelmäßig bei Dogtrekkings dabei und wenn ich dachte, ich hätte schon alles erlebt, was man bei einem Dogtrekking erleben kann, dann kommt ein Dachstein daher und belehrt mich eines besseren.

Was Markus und Udo hier auf die Beine gestellt haben, mit welchem Einsatz und Herzblut, reduziert auf das Notwendigste, um uns maximalen Spaß zu gönnen und die Natur rund um den Dachstein fühlen zu lassen, kann ich schwer in Worte fassen.

Das breite Grinsen, welches mir das Dachstein Dogtrekking verpasste, hielt noch lange an und jetzt, einige Zeit danach, ist es sofort wieder da, sobald ich mir die Bilder und Erlebnisse ins Gedächtnis zurück rufe.

Das Dachstein Dogtrekking hat seinen ganz speziellen Zauber und ich hoffe, auch nächstes Jahr wieder dabei sein zu dürfen.

Danke für dieses grandiose Erlebnis.

Infos: https://www.dogtrekking.at | https://www.facebook.com/dogtrekking.at/ 

Danke an René, Thomas und Peter, dass ich eure Bilder für meinen Bericht verwenden darf.