Unsere Autoren Martina Görlich und Bernd Spring waren wieder gemeinsam beim höhenmeterreichen Karwendel Dogtrekking dabei. Hier der Bericht von Martina, viel Spaß!


Nach einer von Stau geprägten zehnstündigen Anfahrt erreichten wir drei endlich das Karwendelcamp in Scharnitz, dem Startort des Karwendel Dogtrekkings. Wir drei, das ist mein junger Aussie-Rüde Hugo, der heute zum ersten Mal Teil meines Teams bei einem Dogtrekking ist und dementsprechend ist die Spannung groß, wie er sich neben meinem erprobten Happy schlagen würde.

Doch erstmal stand die Pastaparty und die Tourenbesprechung an. Der erste Blick auf das Kartenwirrwarr von der Veranstalterin Maria ließ keinen Zweifel aufkommen, nüchtern machte das Ganze keinen Sinn. Darum war das Bier schnell geöffnet. Bernd und ich beschlossen um 2:30 Uhr in der Früh auf den Trail zu starten.

Also starteten wir in der Dunkelheit und bei einstelligen Temperaturen, wie es sich für einen richtigen Dogtrekker gehört in kurzen Hosen in Richtung Scharnitz. Wir irrten wir ein bisschen länger als auf der Route vorgesehen umher, da wir den Einstieg nicht direkt gefunden hatten. Leerstehende alte Gebäude, einige Oldtimer und der aufkommende Wind im verschlafenen Scharnitz erinnerten an die City of Ghosts.

Schließlich fanden wir dann doch den in der Karte markierten Anstieg durch den Wald. Während Happy schon eifrig auf dem Waldpfad hinauf zog, hatte Hugo noch Schwierigkeiten, setzte sich immer wieder hin und blickte zurück zu Kasimir. Doch mit den Höhenmetern spielte sich das Team ein und der Leinenwirrwarr wurde weniger.

Noch in der Dunkelheit führte der Trail uns übers Geröll und eine Latschenkiefer, die quer über den Pfad hing, verpasste mir einen Kratzer direkt unter dem rechten Auge, als ich mich mitsamt Rücken zwischen ihr und dem Felsblock hindurchquetschte.

Nach einer erfrischenden Kletterpassage – Hugo kam richtig auf den Geschmack und zog sich genauso wie Happy an den Steinblöcken hoch – erreichten wir den ersten Selfiepoint: die Brunnensteinspitze auf 2180 Meter Höhe.

Noch schnell die Felsen hinuntergeklettert und wir trafen auf die ersten von der Tour an der Brunnenhütte, die den Anstieg von der anderen Seite her nahmen. Ich bemerkte dort, dass Hugos Pfoten schon unter dem Geröll gelitten hatten und zog ihm Booties (leichte Pfotenschuhe) an. Währenddessen entdeckte Bernd ein lustiges Schild: Vorsicht freilaufender Esel und fotografierte es. Ich hatte es vor lauter Hundepfoten-Monitoring einfach übersehen.

Über einen schmalen Waldweg schlängelten wir uns im noch sehr dunklen Dämmerlicht weiter und blickten hinter einer Kurve auf einmal in die Augen eines Esels und seinem Gefolge in Form von drei Schafen. Um ihn vorbei zu lassen, wich ich mit Hugo und Happy in den Wald aus. Damit war er aber nicht einverstanden und stimmte ein „Iah“- Konzert in den höchsten Tönen an. Das Wau-Wau-Echo von Happy ließ ihn dann aber sein Heil in der Flucht suchen. Kurz danach begegnete uns Marias Mutter, die den Esel unfreiwillig vor sich hergetrieben hatte.

Das nächste Hindernis begegnete uns in Form einer offenen Hängebrücke. Happy machte mutig den Anfang und lief vorsichtig bis zur Mitte der Brücke, zögerte jedoch, als diese anfing zu Wanken. Mutig übernahm Hugo nun die Führung und somit waren wir schnell auf der anderen Seite der Schlucht. Auch der „alte“ Hase Kasimir hatte Schwierigkeiten mit der Brücke, doch nach ein paar Zurufen waren auch Bernd und er dort hinüber.

An der Kreuzwand vorbei schlängelte sich nun im ersten kühlen Tageslicht der Pfad hin zur Hochlandhütte. Hier gab es nun Kaffee und einen leckeren Kuchen.

Da der Wirt sich beschwerte, dass der Brunnen leer war, griff Bernd dann noch zu einem Radler statt zu einem Wasser. Kaum war das Frühstück serviert, fielen wie bestellt die ersten Strahlen auf die Sonnenterasse.

Wahrscheinlich hielt uns der Wirt für etwas verrückt, als wir erzählten, wo wir noch hin wollten und meinte „da habt ihr euch ja einen schonen Tag und eine schöne Nacht ausgesucht“. Wäre es mir direkt eingefallen, hätte ich ja antworten können „je größer der Dachschaden, umso freier der Blick auf die Sterne…“

Frisch gestärkt machten wir uns an den Aufstieg zum Hörner Sattel, dem nächsten schönen Aussichtspunkt.

Danach folgte eine etwas lockerere Passage bis hin zur Vereiner Alm, die wir locker quatschend verbrachten. Am Fuße der Soiernspitze, die Bernd zu Ehren von Maria in die Sojaspitze umtaufte, durfte die Hunde nochmal ihre Pfoten in den Schlamm des dortigen Sees tauchten. Moorpackung für Hundepfoten.

Energiereserven nochmal aufgeladen und wir wagten uns an den laaangen Aufstieg zur Sojaspitze, der sich zuerst in der Sonne befand (Südhanglage, danke….) und dann aber auch ein Stück durch den Wald verlief. Oberhalb der Baumgrenze bemerkte ich, dass Hugos Pfoten auf den Steinen wieder wund wurden und machte noch im Anstieg bei beiden Hunden die Booties drauf. Belohnt wurden wir für das Hinaufkeuchen mit einer grandiosen Aussicht.

So eine Höhe von 2257 Metern hat schon was.

Den Weg über den Grat zu finden, war danach schon tricky und irgendwo zwischen Soiernschneid und Feldenkopf rutschte Hugo von einem steinigen Singletrail ab, woraufhin Happy beschloss eine Panikattacke zu bekommen und sich aus dem Geschirr rückwärts herauszuwinden.

 

Bernd fing ihn wieder ein, während ich beherzt in Hugos Fell packte und ihn hinaufzog. Als ob nichts gewesen wäre, setzt Hugo mit uns im Schlepptau den Weg fort.

Bernd stellte kurz danach fest, dass sein Wasservorrat verbraucht war. Zum Glück hatte ich noch genug, so dass ich ihm eine halbe 0,5 Liter Flasche noch geben konnte. Er erzählte, dass Reinhold Messner angeblich mal 3 Tage ohne Wasser ausgekommen war. Hinter mir hörte ich ihn das Mantra aufsagen „ich bin Reinhold Messner…“.

Als Dank für die Durststrecke gab es für Maria ein nettes Mittelfingerselfie am Signalkopf.

Jetzt ab nach Mittenwald dachten wir uns. Hugo hatte sich seinen Karpalballen am oberen Rand der Booties wundgescheuert, sodass ich ihn wieder ausbootete. Wir kamen zu unendlich vielen Serpetinen die hinab führten.

 

Bernd fragte sich bei dieser Serpentinenunendlichkeit, ob er sein restliches Leben Serpentinen hinunterlaufen müsste, wie in einer Endlosschleife. Zum Glück sahen wir doch in der Ferne irgendwann ein Ende. Endlich konnten sich die Hunde dort in das Wasser des Flusses stürzen, etwas trinken und sich abkühlen.

Als wir Mittenwald erreichten war es schon dunkel geworden und ich beschloss, den letzten Anstieg mit Hugo nicht mehr in Angriff zu nehmen, da ich mir nicht sicher war, ob er das mit seinen Pfoten noch schaffen würde.

An einer Eisdiele bekamen wir noch ein Bier und Bernd beschloss, mit mir zusammen den kürzeren Heimweg nach Scharnitz anzutreten.

Flach ging es nun, wohl nicht mehr ganz nüchtern zum Karwendelcamp zurück, wo wir von den anderen auch schon begrüßt wurden. Erstmal unter die Dusche und dann gab es das wohl verdiente Abendessen.

Wir waren uns einig, dass das diesjährige Karwendeldogtrekking wieder ganz großes Kino war. In den Hauptrollen Kasimir, Happy und Hugo mit Bernd und mir im Schlepptau, Maria als Regisseurin und das Karwendelgebirge als Kulisse.