Michael Hess startete beim Femundlopet in Norwegen

Es ist das erste der zwei bedeutendsten Langstreckenrennen in Europa für Schlittenhunde. Im letzten Jahr hatte Michael Hess seine Hunde in der längeren Version über 600 km ins Ziel gebracht, in diesem Jahr startete er über die 400 km Strecke mit 8 Hunden. Dafür war aber auch ein zweites Team mit seinen Hunden am Start, das von seinem Helfer gefahren wurde.

120 Teams aus 11 Ländern

„Es geht in diesem Jahr darum, zu diesem Zeitpunkt eine Standortbestimmung zu machen und zu sehen, wo die Leistungsfähigkeit der Hunde liegt, denn der Saisonhöhepunkt kommt erst später“, erklärt der Musher, wie sich die Schlittenhundeführer nennen, die Ausgangslage vor dem Rennen.

„Wieder über die 600 km zu gehen, könnte die Hunde überfordern, daher fahren wir lieber mit
zwei Teams, also insgesamt 16 Hunden, die kürzere Strecke“.

Start zur ersten Etappe

Foto © Alexander Galak.

Der Start am Freitagabend führte die Teams auf die erste, knapp 100 km lange Etappe, durch die
Nacht. Gleich im ersten Checkpoint entschied sich Hess für die Pflichtpause von 6 Stunden und
ging erst dann wieder auf die Strecke. Diesmal sollte das Team lange unterwegs sein, denn im
nächsten Checkpoint nahm er nur neue Snacks für die Hunde auf, ohne zu rasten.

Die Kombination der zweiten und dritten Etappe bedeutete eine Gesamtstrecke von gut 140 km.
Allerdings führt der Trail am Ende der dritten Etappe noch über ein Fjell und hier erwischte es die
Teilnehmer so hart, wie es für das Femundlopet sprichwörtlich ist.

„Ich war noch guten Mutes und merkte nichts von den angekündigten, schwierigen Bedingungen auf diesem Teil der Strecke, aber hinter einen Kuppe war es, als hätte jemand einen Schalter umgelegt“.

Zusammen mit ein paar anderen Teams kämpfte sich das Dürener Gespann über das Fjell, langsam und immer wieder mit aufmunternden Rufen an die Leithunde, die gegen den Sturm angehen mussten.
Mehrere Teams hatten auf dieser Passage aufgeben müssen bzw. gezwungener Maßen eine
Pause eingelegt. Die Hunde hatten sich hingelegt und ließen sich langsam einschneien; die
Musher im Schlaf- und Windsack ebenfalls. Ein Team musste sogar mit Schneemobilen evakuiert
werden.

„Da ist es schon etwas Glückssache, dass die Hunde mitmachen und man vielleicht in einem
Verband mit mehreren Team unterwegs ist“, beschreibt Hess seine Fahrt. „Ich hatte zwei junge
Leithunde vorne, die sowas zum ersten Mal erlebt haben und die haben das hervorragend
gemacht!“.

Auf zum letzten Checkpoint

Nach fast 14 Stunden erreichte das Team den nächsten Checkpoint. Nachdem man in Röros vom
Ende des Feldes gestartet war, hatte man nun einige Plätze gut gemacht. Die Hunde konnten sich
ausruhen und nach siebeneinhalb Stunden ging es weiter zum letzten Checkpoint. Genug Schlaf
für die Hunde, weniger für den Musher, denn der muss sich um die Versorgung der Hunde ganz
alleine kümmern, so schreiben es die Regeln vor.

Hess konnte mit allen acht Hunden in den letzten Checkpoint einfahren, wo nochmals eine
Pflichtpause anstand. Damit verbunden war auch ein obligatorischer Check durch die Tierärzte,
die in jedem Checkpoint bereitstehen, um sich die Hunde anzusehen und ggfs. Hilfestellung zu
geben. Hier gab es keine Probleme, so dass sich das Gespann nach genau vier Stunden auf die
letzte Etappe begeben konnte.

Endlich im Ziel

Auch auf dem letzten Streckenabschnitt blies den Teilnehmern nochmal kräftiger Wind entgegen,
aber letztlich bei weitem nicht so schlimm, wie zuvor. So fuhren die acht Hunde mit Michael Hess
am Montagmorgen um 3.34 Uhr in Röros ins Ziel ein – auf dem 42.Platz aller Starter über die 400
km und als vierte der Teams mit reinrassigen Schlittenhunden.

Auch das zweite Team kreuzte einige Stunden später die Ziellinie, allerdings mussten zwei
Hunden in den Checkpoints mit leichten Gelenkproblemen zurückbleiben, so dass letztlich sechs
Hunde das Ziel erreichten.

No sleep till Finnmarkslopet

Michael Hess war dennoch zufrieden mit dem Ergebnis und den gewonnenen Erkenntnissen.
Nun blickt er erwartungsvoll auf den bevorstehenden Saisonhöhepunkt, der gleichzeitig die größte
Herausforderung darstellt, der sich das Team bislang gestellt hat: Im März steht Hess mit seinem
Schlitten und 14 Hunden in Alta/N am Start des Finnmarkslopet, dem längsten Schlittenhunderennen
Europas, über 1200 Kilometer!