Unsere Autorin Martina hat die Dogtrekking-Veranstaltungen, welche Corona bedingt ausgefallen sind, kläglich vermisst. Was soll man machen, wenn es dennoch in den Füßen und Pfoten juckt? Genau, man wiederholt im privaten Rahmen ein Dogtrekking aus den letzten Jahren, mit dem man eh noch eine Rechnung offen hat. Viel Spaß beim Lesen dieses ultra langen Abenteuers!


 

Karwendel Dogtrekking in Eigenregie

Dank Corona war dieses Frühjahr und Sommer kein offizielles Dogtrekking in Sicht und auch Maria ließ weit und breit nichtsvon sich hören, dass dieses Jahr das 4. Karwendel Dogtrekking stattfindet. Somit war schnell der Beschluss gefasst, die Strecke vom 1. Karwendel Dogtrekking nochmals zu bestreiten, aber mit der Arnspitze (damals hatte ich am Anfang des Anstiegs zur Arnspitze abgebrochen).

Chaotisch wie immer wurden die letzten Vorbereitungen getroffen: Physiotherapeutischer Check für Happy, schnell noch ein paar Booties für die Hundepfoten bestellt und von Domi noch ein Bananenbrot gebacken. Dann ging es endlich am Freitag wieder in die Alpen und nach einer Nacht im Auto, starteten wir vier – Happy mit Domi im Schlepptau und Hugo mit mir hinten dran – morgens um acht in Scharnitz in Richtung der Mittenwalder Hütte. Nach einer kurzen Strecke auf der Schotterautobahn waren wir froh, als es endlich auf den schmalen Pfad bergan ging und wir die Hängebrücke erblickten. Nach einem kurzen Zögern der Hunde war diese überquert und die ersten steinigen Kletteranstiege folgten sogleich. An der Bergstation der Karwendelbahn gab es dann den ersten Kaffee für uns, bevor wie einmal den Kessel umrundeten. Noch einmal die Aussicht genießen, bevor es durch den kühlen, dunklen Dammkartunnel ging. Kurz vorher noch in der Sonne gesessen, pfiff uns ein kalter, mit Nieselregen durchsetzter Wind um die Nase, als aus dem Tunnel heraustraten. Doch dies konnte uns nicht die Freude am Geröllsurfen nehmen. Domi wäre am liebsten nochmal mit der Bahn hoch gefahren, um ein weiteres Mal den Abhang hinunter zu surfen. Ansattdessen nahmen wir aber den Weg übers Geröll nach oben zum Predigtstuhl. Schwieriger wie dort hinauf erwies sich der Weg hinunter. An der Felswand ging es mit einem Seil gesichert neben dem Abgrund hinab. Nicht ganz ohne, wenn man(n) mit etwas Höhenangst zu tun hat.

Nichtsdestotrotz erreichten wir bald die Hochlandhütte und ließen uns einen leckeren Kirsch-Nuss-Kuchen schmecken. Gut gestärkt setzten wir unseren Weg zum Wörnersattel fort und beim Abstieg von diesem stießen wir auf eine Pferdekoppel, deren Bewohner uns misstrauisch bei der Durchquerung beobachteten und begleiteten. Einige Höhenmeter tiefer trafen wir dann auf eine Schafherde. Happy hatte natürlich anderes im Sinn, wie einfach an der Herde vorbei zu laufen und sprang an der Zugleine in alle Richtungen, bis wir endlich die Weide hinter uns gelassen hatten.

Passend zum Abendbrot erreichten wir die Vereineralm. Nebst einem Käsebrot gab es dann ein Würzburger Weizenbier für mich. Da läuft man quer durch die Alpen, um ein Bier aus seinem Wohnort zu bekommen. Die nette Wirtin gab uns noch einen Tipp, wo man am besten biwakieren konnte und mit Einbruch der Dunkelheit legten wir uns dann auch schlafen.

Noch im Dunkeln begannen wir den Aufsieg zur Soiernspitze und erreichten den Gipfel bei Sonnenaufgang. Dort verweilten wir nicht allzu lange, da der Wind eisig kalt war. Über den Grat suchten wir uns den Weg durch das Steinmeer und konnten diesmal nicht darauf vertrauen, dass unsere Hunde diese Aufgabe übernahmen. Sie waren viel mehr damit beschäftigt nach den vielen Gämsen Ausschau zu halten. Erst kurz vor dem Signalkopf fingen sie wieder an, konzentriert zu arbeiten. Anfangs waren die darauf folgenden Serpentinen ja noch ganz witzig, aber mit jedem neuen Bogen wurde es zunehmend anstrengender. Man fühlte sich wie in einer Endlosschleife. Als wir endlich zum Fluss kamen und die Hunde dort hinein springen konnten, waren wir erleichtert. Mittenwald war bald erreicht und wir genehmigten uns vor dem letzten Anstieg noch einen Apfelstrudel und ein paar Minuten Ruhe.

Unendlich lang zog sich der Weg von Mittenwald über die Wegweiser der Leutaschklamm zum ersten Wegweiser “Große Arnspitze, 4:55h” hin. Durch den Wald schlängelte sich der erste Teil des Pfades immer weiter hinauf und wir benötigten zwei kurze Trink/Studentenfutterpausen bis wir endlich die Baumgrenze erreichten und uns auf die letzten Höhenmeter begaben. Bald fing es an steinige Hänge hinauf zu gehen und die Hunde zogen sich die fast senkrechte Wände zielsicher hinauf, uns beide im Schlepptau. Die Kraxelei lohnte sich, als wir dann endlich oben standen und sich uns eine wunderbare Aussicht auf die davor bewältigten Gipfel darbot.

Der Weg von der Arnspitze hinunter erwies sich als schwierig und ich übernahm beide Hunde, damit Domi sich aufs Hinabklettern der ersten 200 hm konzentrieren konnte. Happy lief vorne weg, stoppte sobald die Spannung auf der Leine zu groß wurde und Hugo folgte vorsichtig hinterher, bedacht mich nicht zu stören. Schneller als gedacht, standen wir dann vor der nächsten Herausforderung, Weiter über ein grobsteiniges Geröllfeld, welches leider nicht zum Surfen taugte und uns nochmal alle Konzentration abforderte. Doch auch dies meisterten wir und die letzten Kilometer bis nach Scharnitz waren schnell absolviert.

67km, 26h, 8 Pfoten, 12 Booties, 4 Füße und eine Menge Spaß. Karwendel, wir kommen wieder!


Text und Fotos © Martina Görlich