Schnee-Canicross in traumhafter Bergkulisse

Was lockt mich Vollblut Bikejoererin in den Canicrosslaufgurt? Das erste Schnee-Canicross-Rennen Österreichs und das in einer traumhaften Bergkulisse wie Sportgastein auf knapp 1600 Meter Seehöhe. Sofort nach der Ausschreibung des Rennens, welches geleichzeitig mit dem alljährlichen Schlittenhunderennen stattfindet, waren wir angemeldet. Das Team WeimaRunner startet somit seit fast einem Jahr Canicross Abstinenz bei einem Bewerb.

Canicross on snow

Die Frage “Soll ich mich mit Lauftraining vorbereiten?” war schnell beantwortet: Nein! Denn mein Trainingsplan (5 Tage die Woche) genügt mir. Der zusätzliche Zeitaufwand machte mir weniger Sorgen, als der mit Sicherheit folgende Ernährungsplan. Eventuell müsste ich auf meine heißgeliebten Fruchtgummikirschen und die heimlich genaschte Schokolade verzichten! So entschied ich, dass mein Trainer den Trainingsplan nicht ändern soll und wir uns nach wie vor auf Bikejoering konzentrieren.

Freitagmittag ging es vollbepackt nach Sportgastein – egal ob nun zwei Tage oder zwei Wochen, unser Auto ist immer randvoll. Keine Ahnung wie, aber ich schaffe es immer wieder, fast den ganzen Hausstand in unser Auto zu packen! Nochmals kurzer Check: Equipment, Fressen für die Hunde (protein- und fettreich), Nuckikissen für Akon, Kauwurzel für Locki (alles andere hält 10 Sekunden), 5 Laufhosen und -shirts (für jede Wetterlage eines), 2 Paar Laufschuhe, usw.

Das Stake-Out, eingekesselt von traumhaften Bergen!

Ein tolles Stake Out, eingekesselt von Bergen, und knapp 130 TeilnehmerInnen begrüßten uns. Kaum aus dem Auto ausgestiegen, schon die ersten bekannten Gesichter, und eine familiäre Stimmung legte sich über uns. Bis zur Startnummernausgabe stärkten wir uns und dann hieß es ab ins Bett. Leider für Harald und mich schon früher als für die anderen. Harald quält seit Tagen eine Erkältung und mich Bauchschmerzen und alles andere, was da so dazu gehört. Bis morgens um 3 Uhr war die Nacht unruhig und ich überlegte ernsthaft, ob ich überhaupt an den Start gehen soll. Loki, unsere jüngste Fellnase, legte sich wie ein Wärmekissen zu mir und langsam ging es besser.

Der Start am Samstag war auf 13:40 Uhr für Canicross gelegt und so hatte ich noch Zeit, mich etwas zu erholen. Eine Stunde vor dem ersten Start fand das Mushermeeting statt. Aufmerksam hörten alle zu, denn auch wenn es für viele das letzte Rennen in der Saison war, wollten doch noch einige ein gutes Ergebnis mit in die wohlverdiente Pause nehmen. Die Zeit verging wie im Fluge, denn wir halfen einem befreundeten Musher, der mit seinen 8 Hunden auf den Trail ging… 8 Hunden das Geschirr anzuziehen, 8 Hunde einzuspannen und zum Start bringen, war wie immer ein tolles Erlebnis.

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Dann hieß es für mich aufwärmen, Harald kümmerte sich wie immer um Akon – anziehen, aufwärmen (ja, auch Hunde sollen sich aufwärmen) und dann ab zum Start. Es standen bereits einige Canicrosser am Start und viele Hunde waren schon motiviert und gaben das lautstark zu erkennen. Akon ließ sich davon nicht anstecken und blieb ganz ruhig.

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30 Sekunden – Kamera an
20 Sekunden – durchatmen
10 Sekunden –  Aufpassen in Akons Richtung – nun hatte ich Akons Aufmerksamkeit und seine Haltung machte mir klar: Er macht sich bereit.

Gleichzeitig mit dem Sprecher fing ich an Akon einzuzählen…. 5…. 4…. 3 (Akons Ohren gehen nach hinten) …. 2…. 1…. Go!

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Ich entschied mich, weiter hinten zu starten, da im Mittelfeld einige nervöse Hunde standen und mir Sicherheit vor Platzierung geht. Nach dem Start liefen wir nun an mehreren TeilnehmerInnen vorbei und schlossen zu den Favoriten auf. Die Geschwindigkeit konnte ich natürlich nicht lange halten, aber wir waren gut vom Start weggekommen. Nun hieß es 1,5 km kontinuierlich bergauf und dann die „weiße Wand“ hinauf. Die Zuschauer motivierten uns mit Zurufen, die Wand zu bezwingen und wir kämpften uns Meter für Meter hinauf. Oben angekommen ein kurzes ebenes Stück und ich konnte mich erholen. Und wo es rauf geht, geht’s bekanntlich auch wieder runter. Die Arme zur Seite und mit riesigen Schritten den Berg wieder hinunter. Ich hörte den Sprecher: “Die erste Canicrosserin ist mit einer wahnsinnigen Zeit im Ziel!” – Blick auf die Uhr 2,5 km. – Bei mir machte sich Verwirrung breit. – Ich würde für die andere Hälfte nochmals so lange brauchen und Martina war schon im Ziel! – Das wir nicht gut sind okay, aber das wir so weit weg sind? Dann auf einmal eine Stimme : „Heidi, heb die Füße, da vorne ist das Ziel“ – und die Stimme des Streckenpostens hatte recht, nur noch ein paar hundert Meter! Also die Reserven, weil auf eine längere Strecke eingestellt, abgerufen und mit einem Sprint ins Ziel. Die Uhr zeigt 3,35 Kilometer an und mir wird klar, warum mich Akon weiter durchs Ziel zieht. Zum einem steht da vorne Herrli und zum anderem ist das für meinen Buben ein kurzes Vergnügen gewesen. Ein kurzes “Alles Okay?” von Harald und dann handeln wir wortlos die Rituale ab. Akons Cool down- Programm und danach für mich Energiespeicher auffüllen.

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MUSHERABEND – Was am Musherabend passiert, das bleibt am Musherabend!

Mit Lokis Zunge und dem Hauch des Todes (nach dem grünen Pansen am Vorabend) in meinem Gesicht wache ich auf. Kurzer Check von oben nach unten: Oberschenkel und der Popo sind definitiv da, denn ich spüre beides brutal. Egal, 3,35 Kilometer, das schaffen wir auch mit schweren Beinen.

Mushermeeting – Helfen im Zielbereich, dabei können wir hautnah spüren wie die Endorphine durch die Luft schwirren. – Helfen, das Gespann des befreundeten Musher fertigzumachen – Aufwärmen und dann ab zum Start.

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Heute lässt sich Akon von den anderen Hunden anstecken und einige, die uns kennen, fangen schon zu lachen an. Ich höre im Hintergrund: „Das wird ja lustig, wenn Akon abgeht wie eine Rakete.“ Schön, wenn man solche Freunde hat.

Dann heißt es wieder:
30 Sekunden – Kamera an
20 Sekunden – durchatmen
10 Sekunden – Aufpassen in Akons Richtung  – Akons Haltung und Geheule machte mir klar, er schießt heute weg wie ein Geschoss. Sofort etwas in die Knie, Oberkörper nach vorne, um schneller weg zu kommen und dann gleichzeitig mit dem Sprecher: 5…. 4…. 3…. 2…. 1…. Go!

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So wie erwartet vorbei an 1, 2, 3, 4 Canicrosser und nach kurzer Zeit aufgeschlossen zum Spitzenfeld. Das Tempo kann ich nicht lange halten, geht mir durch den Kopf. Blick auf die Uhr 1 Kilometer – Ziel: Das Tempo bis zur Wand zu halten. Für mich hieß es an diesem Tag Zähne zusammen beißen und durch. Die letzten 300 Meter vorm Ziel bekam Akon sein Finish Kommando – „Braver Bub“ – und er raste mit einem Affenzahn und mir hinten dran ins Ziel.

Ich, am Ende meiner Leistungsfähigkeit, Akon noch lange nicht, hatten es geschafft. Wir hatten an zwei Tagen die „weiße Wand“ bezwungen und sind als Team ein erneutes Mal gesund und glücklich ins Ziel gekommen.

WSA Sprint Trophy Sportgastein

Nach einer sehr familiären Siegerehrung (man hat das Gefühl man kennt alle), die wir aus Respekt der sportlichen Leistung jedes einzelnen gegenüber immer abwarten, reisten wir mit tollen Eindrücken im Gepäck nachhause.

Ob als Zuschauer oder Teilnehmer, eine Reise zum 18. Schlittenhunderennen in Sportgastein 2017 ist mit Sicherheit eine Reise wert. Auch wir vom Team WeimRunner werden wieder dabei sein.

Eure Bloggerin

Heidi

 

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