Sinne-Reich – Donautal-Panoramaweg zwischen Bachtal und Egau
So nennt er sich ganz offiziell, aber das Panorama hielt sich aufgrund des Nebels diesmal in Grenzen. Egal, es ist trocken und die Temperatur im angenehm dezenten Minus-Bereich, also ideales Laufwetter.
Die Daten
70 Kilometer, 1100 Höhenmeter, ein 7-Kilo-Rucksack, 2 Hunde und 8 Stunden 37 Minuten Laufvergnügen.
Mit gut über 9 Stunden hatte ich eigentlich für diese gemütlich angegangene, aktiv-regenerative Runde gerechnet. Lag die hohe Grundgeschwindigkeit vielleicht an den “Energieriegeln”, welche ich am Abend zuvor am Weihnachtsmarkt-Stand unseres Tierheims ergatterte und mir während des Laufs regelmäßig zuführte? Man weiss es nicht…
Die Strecke des Sinne-Reich-Wanderwegs ist teils herrlich belanglos. Ich steh da total drauf, ehrlich!
Eine meditative Faszination macht sich breit, sobald man die zahlreichen und extrem geruchsintensiven Massentieranlagen links und rechts der Piste mal hinter sich gelassen hat.
Es ist heute bereits das fünfte oder sechste mal, dass ich den Sinne-Reich ablaufe.
An vielen Abzweigungen muss ich gar nicht mehr nachdenken – die Hunde wissen eh schon, wie´s weiter geht.
Kleinere Hürden bringen angenehme Abwechslung in die Routine.
Hier an dieser Kapelle gibt es auch einen Brunnen, welcher leider jetzt im Winter geschlossen ist. Deshalb muss ich auch satte 3,5 Liter Wasser mitschleppen und dennoch knapp haushalten.
Dieser sehr nördliche Abschnitt des Sinne-Reich überlappt mit dem berühmten HW2, den ich auch unbedingt mal nonstop in Angriff nehmen möchte.
Relativ harmonisch schmiegt sich an der höchsten Stelle des Landkreises moderne Energiegewinnung ins Gesamtbild. Dagegen kann Kohle und Atom von RWE, EON & Konsorten sowas von einpacken, mal ganz abgesehen von den anderen Nebeneffekten (Klimawandel, Babys mit 2 Köpfen, Tumore etc).
Hier haben wir regelmäßig Wildsichtkontakt. Hasen, Rehe, Füchse… stehen auf der Lichtung und schauen uns zu. Mich würde auch nicht wundern, wenn sie irgendwann applaudieren oder uns einen Snack reichen würden. Jedenfalls scheinen sie zu wissen, dass von uns keine Gefahr ausgeht. Gefällt mir!
Wir stehen an der Klippe, unter uns tobt das Meer. Naja, vor vielen vielen Jahren soll das jedenfalls an diesem Platz wirklich so gewesen sein.
Wenn es darum geht, Karten und Wegweiser zu interpretieren, bin ich kein großes Sternchen. Melvins Stern leuchtet sogar noch bescheidener.
Die Trinkflasche ist nach 20 Minuten zugefroren, wenn ich sie außen am Rucksack-Gürtel eingehängt habe. Da hilft nur regelmäßiges schütteln. Aber nach weiteren 20 Minuten ist selbst das keine Option mehr; dann ist der komplette Flascheninhalt vereist. Also ab in den Rucksack, möglichst in Körpernähe, nah am Rücken.
Wir nähern uns dem Ausgangspunkt, unserem Ziel. Noch ein letzter Ort, der des Nächtens durchstreift wird. Ich mag diese Stimmung sehr, wenn die Dörfer wie ausgestorben wirken.
Es ist kurz nach halb Elf und ich finde, wir haben das Optimum aus dem vernebelten Nachmittag und der ersten Hälte der Nacht ´rausgeholt. Jetzt schnell nach Hause, die Hunde versorgen und dann hoffen, dass warmer Tee bereit steht.
Und ja, da stand er.