Unsere Autorin Martina Görlich hat beim StrongDog UltraTrail 2020 die stolze Distanz von 75 Kilometer zurück gelegt – und landete in der Damenwertung auf dem ersten Platz! Hier erzählt sie uns von ihrem Lauf durch die Nacht im Thüringer Wald, viel Spaß!


 

Pünktlich um 20:03:30 Uhr machten Happy und ich uns hinter Domi mit Hugo, die 30 Sekunden vor uns gestartet waren, auf die 75km- Strecke des Strong Dog Ultras. Natürlich wussten wieder alle bescheid, dass Happy unterwegs war, da er es mit seinem Gebell wieder lautstark kund getan hatte.

Nach wenigen hundert Metern hatten wir dann auch schon Domi und Hugo eingeholt und liefen zusammen weiter. Die beiden Hunde legten erstmal ein halsbrecherisches Tempo vor und ließen sich auch nicht von dem ersten kleinen Anstieg beeindrucken, sodass wir auch schon direkt drei Läufer überholt hatten.

Die Dunkelheit ließ nicht lange auf sich warten und ich schaltete meine Hirnbirn (auch Kopflampe genannt) ein. Nach gut 5km liefen wir fast am ersten Checkpoint vorbei. Zum Glück war dieser bemannt und wir wurden zurückgerufen. Schnell waren die Beutel mit einer Flasche Wasser, zwei Müsliriegeln und den Kaustangen für die Hunde vertilgt und das orangene Armband umgebunden.

Kurze Zeit nach dem Checkpoint nahmen wir auf einem mit Steinen besetzten Grasweg durch den Wald richtig Fahrt auf und freuten uns über den kleinen Holzsprung den wir im vollem Lauf nahmen. Es folgte ein schöner Singletrail, zwar etwas nass durch den nahen Fluss, aber mit einem hohen Spaßfaktor. Nur, wo waren die rot-weißen Markierungsbänder hingekommen? Wir entschieden uns, umzudrehen und stellten fest, dass unser Sprung eine Absperrung gewesen war und wir links hätten abbiegen sollen. Wieder auf dem richtigen Trail überquerten wir eine Straße und mussten dann erstmal herausfinden, wo es lang ging, da sich hier die erste Streckenteilung befand.

Ein steiniger Weg führte uns durch den Wald herab und gelegentlich hörte man ein Fluchen, wenn ein Hund doch nicht hinter einem blieb oder Domis Fuß einen Straf traf. Um das sinnlose Höhenmetervernichten perfekt zu machen, ging es nach einer kurzen geraden Strecke wieder hinauf. Durch Brenneseln und über und unter umgefallenen Bäumen kämpften wir uns hinauf. Dabei begegneten uns Schilder mit Sprüchen wie „Läufst du noch oder kriechst du schon“ oder „Dein Hund sieht gut aus, aber was ist mit dir?“. Jaja, die Wade hat schon etwas gejodelt bei der letzten Abfahrt, die Beine brennen von den Brennnesseln, aber ansonsten läuft’s.

Nach der zweiten Streckenteilung gab es dann das Berndspezial: den hässlichsten Hang von Thüringen mitten durch die Botanik Richtung Checkpoint 3 (ja wo war denn der zweite gewesen?) hinunter. Mitten durch die Botanik hieß in dem Fall über Baumstümpfe und irgendwelches komisches Gestrüpp.

Auf einmal standen wir wieder auf einem breiteren geschotterten Waldweg und liefen diesen hinunter. Dann eine Kopflampe vor uns und das Kommando von unserem Mitläufer ihm zu folgen. Er hatte den Rest des Rundkurses schon abgelaufen und war bereits auf dem Rückweg. Er zeigt uns, wo wir hätten richtig abbiegen müsen zum Checkpoint: ein fast 180- Grad Abzweigung in einen schmalen Waldweg. Ebenso sagte er uns, dass sich der zweite Checkpoint vor der Straßenüberquerung befunden hatte. Mit einem anderen Mitläufer, Martin und seinem Hund Miami, stolperten wir den Berg hinunter und freuten uns, als wir nach über 20km endlich wieder Verpflegung bekamen, auch wenn diese nun etwas dürftig nach unserem Geschmack war.

Das was wir hinunter gelaufen waren, ging es nun auch wieder hinauf. Relativ steil, aber dafür gefühlt, relativ kurz und wieder auf Bernds Spezialstrecke zurück. Nach einigem Gesuche fanden wir auch endlich den weiteren Weg. Waden- und Knie verschleißend folgte ein langer Abstieg, gefolgt von einem Weg am Fluss entlang, der sich ewig entlang zog.

Irgendwann standen wir dann vor einer kleinen abgesperrten Brücke und mussten uns eine kleine Umleitung durch den Wald suchen. Danach fanden wir uns für ein kleines Stück zwischen schönen Felsformationen wieder. Am Ende dieser Formation stand ein abgestorbener Baum, der mich an zwei Teufelshörner erinnerte. Da waren Happy und ich an der richtigen Stellen, wurden wir beide doch ab und zu als Teufel bezeichnet.

Es dauert nicht lang und da standen wir wieder, keine Fahnen mehr da. Wir liefen den Weg hoch und runter und fanden keine Markierung mehr. Irgendwann stießen dann Martin und eine Ultraläuferin noch zu uns. Die beiden hatten zum Glück die GPS Koordinaten von dem Trail und sagten uns, dass wir den richtigen Weg entlang gelaufen waren. Dieser Waldweg zog sich dann ewig bis zum Checkpoint 4 hin. Wir stürzten uns da angekommen auf die Schokoriegel.

Nun hieß es den Kotzberg auf einem steinigen Weg hinauf und dann wieder hinunter zum Campingplatz zum Startbereich. Hier warteten Annick und Bernd auf uns und ich freute mich über eine Salzkartoffel.

Domi und Hugo entschieden, dass sie für die Nacht genug getan hatten und beließen es bei den beachtenswerten 55km. Happy und ich starteten um ca. halb vier früh aber noch auf die weiteren 25km. Der erste Teil der Runde war wieder gleich. Die ersten Kilometer joggten wir im lockeren Tempo. Diesmal fand ich auch den 2. Checkpoint und verzehrte den Inhalt, der ja noch übrig war, weil wir ihn auf der ersten Runden übersehen hatte. Auch das orangene Klebearmband fand nun seinen Platz um mein Handgelenk Inzwischen erinnerte mich mein Arm an Wolfgang Petry. Nur war er auch soweit dafür gelaufen?

Der Weg zur zweiten Streckenteilung zog sich dahin. So langsam ließ die Konzentration auch bei Happy nach und er machte auf dem Weg den ein oder anderen Schlenker, um einer Wildspur hinher zu schnüffeln.

Als es dann hell wurde und ich die Hirnbirn ausschaltete, sah die Strecke komplett anders aus. Am Schild Streckenteilung bog ich dann auf die 25km ein. Nach einem Stück Waldautobahn kam ich dann wieder an die Stelle kurz vor dem 4. Checkpoint, wo sich die 25 und 50km Route wieder trafen Aber ich fand von hier aus den Weg nicht mehr und Happy hatte keine Motivation mehr. Er fand mein Wegsuchen total bescheuert und legte sich einfach hin. Irgendwann schaltete ich Google Maps ein, da ich total die Orientierung verloren hatte. Google Maps wollte mich dann einen Abgrund quer durch den Wald hinunter schicken… ohne mich. Nach längerem Hin- und Hergerenne auf dem Weg stieß ich dann an einer Kreuzung doch wieder auf Markierungen. Juhu, da war der Trail wieder. Zwischen Happy und mir und dem Ziel lag nur noch der Kotzberg. Wir setzten nochmal zum Sprint an. Zum Kotzen fand ich diesen Berg nach der Verlaufaktion so gar nicht mehr. Schnell noch die letzten Meter bergab und zum Campingplatz in Richtung Ziel.

Ich dachte nochmal an die Worte von dem jungen Mann an der Startnummernausgabe: „Ah, ihr macht die 75km, dann wünsche ich euch eine angenehme Nacht!“


Der StrongDog UltraTrail ist ein Lauf über 15, 25, 50, 75 oder 100 Kilometer mit Hund. 2021 findet er vom 10. bis 11. September statt. Alle Infos hier: StrongDog UltraTrail 2021