Unsere Autorin Carina hat es gewagt und an einem der härtesten Canicross-Rennen Europas teilgenommen! Die Trophée des Montagnes (TdM) ist aber nicht nur Wettkampf, sondern Treffpunkt einer großen Canicross-Familie, welche ihren Sport mit Freude, Fairness und Respekt gegenüber den Mitstreitern und natürlich ihren Hunden ausüben.

Über 60 Kilometer und über 3000 Höhenmeter werden bei der TdM über mehrere Tagesetappen verteilt zurückgelegt. Und wer sich auf dieses Abenteuer einlässt, der hat natürlich auch jede Menge zu erzählen.

Viel Spaß und schönes Mitfiebern bei Carinas Bericht zur TdM!


TdM TAG 1 – Das Warten hat ein Ende!

Als Rookie hat man noch keine Vorstellung davon, wie atemberaubend und aufregend der erste Start sein wird. 40 Hunde pro Welle – sie bellen, sie wollen los! Und wir mittendrin.

Dann wird das Band gehoben und die Hunde dürfen endlich los. Wie eine Explosion entladen sich die Teams und stürmen den Berg hoch – ein unbeschreibliches Gefühl. Man kann fast das Adrenalin in der Luft riechen. Am Berg herrscht ein buntes Treiben. Es geht steil bergauf und dann auf der anderen Seite genauso steil herunter. Der Trail ist anspruchsvoll, fast jeder Starter nimmt seinen Hund kurz oder führt ihn hinter sich. Am absolut beeindruckenden ist aber der Zieleinlauf. Nach der zweiten großen Steigung sieht man durch die Bäume bereits Oz.

Unten jubelt das Publikum – ein Wahnsinns Gefühl!

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TdM TAG 2 und 3: Oz

Am Sonntag ging es nach einer kurzen Nacht (der letzte Lauf war am Abend zuvor ja erst zu Ende gegangen) wieder nach Oz. Von vielen Seiten hätte man bereits gehört, dass diese eine der körperlich anspruchsvollsten Etappen sein soll. Gestartet wurde in 3er Blöcken nach Zeit. Der erste Kilometer verläuft durch den Ort, ehe wir die jubelnden Leute hinter uns lassen und in den Wald einbiegen. Von jetzt an
geht es 4 Kilometer steil bergauf bis zur Liftstation – und das mit knackigen Steigungen. Der Weg führt uns über weichen Waldboden. Je höher wir kommen, desto mehr spüre ich das Brennen in meinen Oberschenkeln. Nenya achtet wahnsinnig gut auf mich und zieht mich souverän den Berg hoch.

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Ab Kilometer 3,5 brennt jetzt wirklich alles, von oben die Sonne und unten jeder Muskeln in den Beinen. Irgendwie schaffen wir es hinauf und die Liftstation rückt in Sichtnähe. Meine beste Trainingspartnerin  und Freundin Julia treibt mich nochmal an und gemeinsam überqueren wir die Ziellinie.

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Nach dem Berg der Qualen folgt am Montag vor allem eine landschaftlich reizvolle Etappe. Nenya hat wahnsinnig toll gearbeitet und darf heute Pause machen. Mit Holly fahre ich mit dem Lift nach oben. Der heutige Lauf findet komplett oben an der Liftstation statt. Von der Gondel aus betrachten wir noch einmal den Weg, den wir gestern zu Fuß zurückgelegt haben.

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Oben werden wir mit strahlend blauen Himmel empfangen. In gewohnter Weise stellen wir uns in den drei Reihen auf. Das Hundegebell zerreißt die malerische Stille und versetzt uns in den Wettkampfmodus. Das TDM Fieber hat uns gepackt und nicht nur Holly, sondern auch ich will los.

3,2,1 und Go.

Holly geht sofort auf Zug und beeindruckt mich den ganzen Trail. Der Boden ist an vielen Stellen aufgeweicht und zu einer Matschkuhle geworden, doch der atemberaubende Blick entschädigt für alle Anstrengungen. Vor den Läufern erhebt sich die Bergkette und tiefblaue Seen säumen den Weg.

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Als ich im Ziel ankomme, breche ich in Tränen aus. Überwältigt von Emotionen, von Stolz auf meinen Hund, von der ganzen Atmosphäre.

Ein toller Moment 🐾


TdM Tag 4 und 5

Allemont und Villard Reculas.

9:30 Uhr an der Kirche Saint Jean in Allemont. Die Sonne versteckt sich heute hinter Wolken, doch die Luft ist schwül. Heute Morgen ging bereits ein kleiner Schauer runter.

Immer zwei Läufer gehen an den Start. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erwartet zunächst ein 3,5 Kilometer langer Feldweg, welcher stetig ansteigt. Dieser ist gut zu bewältigen, die Beine arbeiten und Nenya gibt wie immer alles.

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Free Dog Zone

Dann bereitet uns ein Schild “Free Dog Zone” auf den Abstieg vor. Durch den Wald geht es über Geröll und lose Steine nach unten, zurück nach Allemont. Bereits nach gut 4 Kilometern spüre ich Schmerzen im linken Sprunggelenk. Diese Etappe wird nicht meine und das obwohl Nenya perfekt hinter mir läuft und bergab auf jedes Kommando reagiert. Nach gut 2 Kilometern haben wir den Trail geschafft und begeben uns auf den Rückweg in die Stadt.

Auf unserem Weg begegnen uns Touristen und Einheimische – alle feuern uns an. Obwohl meine Beine keine Kraft mehr zu haben scheinen, treibe ich sie an. Auch bei Nenya ist irgendwie die Luft raus und wir sind beide glücklich, das Ziel erreicht zu haben. Morgen wird die Etappe nochmals gelaufen, allerdings andersherum. Und vor allem: ohne uns. Dank eines Jokers regenerieren wir uns – die richtige Entscheidung, wie ich am Donnerstag beim 8 Kilometer Lauf in Villard merken werde.

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TdM Tag 6 – Villard Reculas

11 Grad, Sonnenschein – guten Morgen Villard!

Dass das heute unser Lauf werden wird, spüre ich bereits auf dem Weg zur Strecke. Ich kann nicht beschreiben, woran es lag aber als ich Nenya in die Augen schaue wird mir klar: wir rocken das heute! Gestartet wird heute in der Stadt. Kleine Gassen führen uns hinauf, bis wir eine Wiese erreichen. Meine Füße finden immer den richtigen Weg und Pfoten und Beine laufen von Anfang an im gleichen Takt. Hund und Mensch scheinen zu fliegen und werden mit einer gigantischen Aussicht auf Villard belohnt. Die Berge sind in warmes Sonnenlicht getaucht und der kleine Bergsee am Rande der Strecke glitzert. Der Kopf ist aus, ich laufe und laufe und laufe. Es könnte in diesem Moment nichts schöneres geben.

Dann beginnt der Weg nach unten – und dieser hat es definitiv in sich. Es geht steil (sehr steil!!) um enge Haarnadelkurven bergab. Nenya hatte heute wohl ein Powerfrühstück, sie zieht und rennt was das Zeug hält. Die knackigen Passagen verlangen mir nicht nur körperlich, sondern auch mental viel ab. Ich bin hochkonzentriert, manchmal rutschen Steine unter mir. Und noch nie habe ich mich so auf bergauf laufen gefreut. Nocheinmal mobilisieren wir alle Kräfte und Nenya setzt zum Zielsprint an !

Eine tolle Etappe,  bei der wir noch mehr ein Team geworden sind !

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TdM – Das Finale mit Anlauf

Nach dem tollen Lauf in Villard Reculas hieß es für uns: Umziehen. Und zwar nach Auris. Hier fanden die letzten vier Läufe der diesjährigen TDM statt.

Am Freitag ging es vor Ort erst ab 21:30 Uhr mit den Nachtlauf weiter. Das bedeutete für uns, dass wir einen ganzen Tag frei hatten. In dieser Zeit erkundeten wir die Gegend und bei herrlichem Sonnenschein zeigten sich die Berge von ihrer besten Seite.

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Ich weiß nicht, was für mich den Reiz an den Bergen ausmacht. Vielleicht, weil man plötzlich die Ruhe spürt, die sie ausstrahlen. Oder ihre Erhabenheit. Für mich üben Berge schlicht und einfach Faszination aus – mit ein Grund, warum die TdM auf der To-Do-Liste stand.

Nach einem tollen Ruhetag hieß es am Abend: Stirnlampe auf und los geht es. Das Bellen der Hunde hallte von den Bergen wieder, als wir an den Start gingen. Langsam kam Routine auf und wir wussten, wie der Start ablaufen würde.

Angefeuert vom Publikum erklommen alle den Skihang. Danach wurde es ruhig und vor allem dunkel. Vor und hinter mir hüpften die Lichtkegel der Stirnlampen den Berg hinauf.

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Nachdem der Anstieg geschafft war, ging es ein Stück eben weiter, bevor alle Starterinnen und Starter den Abstieg beginnen. Von oben sah man bereits den hell erleuchteten Start, dennoch war, trotz der Vorfreude auf den Zieleinlauf, Konzentration gefragt. Der kleine Singletrail hatte es in sich!

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Diese Strecke durften wir unter anderem am nächsten Tag noch einmal bei Helligkeit absolvieren.

Besonders berichten möchte ich noch vom letzten Zieleinlauf:

Die letzte Etappe hielt für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wieder einmal einige Höhenmeter parat. Doch alle Schmerzen in den Waden, Blasen an den Füßen und Schweißflecken waren vergessen, als das Ziel in Sichtweite kommt. Alle Reserven werden mobilisiert, die Läufer geben alles. Kurz davor warten bereits die ersten Zuschauer, sie rufen und jubeln. Einige Teamkollegen drücken ihren Sportlern Fahnen in die Hand. Zum letzten Mal überschreiten Hund und Mensch die Matte zur Zeitnahme. Geschafft!

Im Ziel breche ich in Tränen aus. Der große Dank gilt meinen Hunden. Ohne sie, ihre grandiose Unterstützung und ihre grandiose Arbeit, hätte ich es nie geschafft. Die TDM schweisst zusammen und ist eine wahnsinnig intensive Erfahrung für die ich sehr dankbar bin!

Die TDM 2016 ist zu Ende und wir können sagen: we did it! Zurück in Deutschland heisst es nun erstmal sich zu sortieren, sich von der langen Fahrt zu erholen und die Eindrücke sacken zu lassen. In meinem Kopf wirbelt derzeit noch ein Sturm. Ein Sturm der Gefühle, der Emotionen und vor allem der Eindrücke.

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Eure Carina.


Carina ist nicht nur Blog-Autorin für dog & sport, zusammen mit der Hundetrainerin Angela betreibt sie die Nürnberger Hundeschule Advo-Canis, in der – wie könnte es anders sein – auch die körperliche Auslastung der Hunde einen großen Raum einnimmt.