Martina berichtet von der ganz langen Kante.

Zugspitz-Dogtrekking und kein Ende! Nachdem mich vor wenigen Tagen Melanie mit ihrem schönen Bericht zur sogenannten “Bambini”-Runde beglückte (kann hier nachgelesen werden) wird uns heute Martina von der längsten Kante, der GoldEdition, erzählen. Und es gibt sehr viel zu erzählen, wenn man sich mit seinem Hund über 67 Kilometer mit 5100 Höhenmeter bewegt.

Viel Spaß dabei und ganz vielen lieben Dank an Martina für´s teilhaben lassen!


Auf nach Grainau!

Und da war sie, meine neue Freundin: die Wanderkarte des Alpenvereins, Zugspitze/ Wettersteingebirge.

Es dauerte nicht lange und der Weg für das Dogtrekking, die GoldEdition, war eingezeichnet und die wichtigsten Punkte im Gedächtnis vermerkt. Sicherheitshalber wurde auch noch schnell die “kürzere” Strecke vom Hike (35km) hinein gezeichnet, da die Vorstellung von ca. 67 km und 5400 Höhenmetern doch etwas Furcht einflössen wirkte. Zumal das Radio immer von mehreren Zentimetern Neuschnee auf der Zugspitze trällerte – und das Mitte Juli! Dennoch ging es Freitag früh gut gelaunt mit meiner Hündin Bella auf die Autobahn Richtung Garmisch.

Aufbruch in einen Samstag im XXL-Format.

Auf dem Camping-Platz in Grainau war das Zelt mit vereinten Kräften schnell aufgebaut und nach einer kurzen Besprechung am Abend verkroch ich mich schnell ins Zelt, um vor dem Start noch etwas Schlaf zu bekommen.

Bereits um kurz vor Mitternacht krochen die ersten, inklusive Bella und mir, wieder aus den Zelten. Sobald das Geschirr angelegt war gab es kein Halten mehr und nach dem obligatorischen Selfie mit dem Spezial-Zugspitzen-Wecker zur Dokumentation der Startzeit ging es mit Tanja und Bibi, Mirjam und Göstar und Bernd und Kasimir auf zur Höllentalklamm.

Im Dunkeln ging es durch die Klamm und das Wasser spritze von allen Seiten. Noch einige Minuten nach der Klamm verfolgte uns das Tösen des Wassers, bevor es aufeinmal verebbte. Nun begleiteten uns die steilen Kanten und in der Ferne sah man die Lichter von Garmisch. Bald war das erste Buch gefunden und ich riss die Seite 116 (meine Startnummer) heraus. Folgende Worte standen dort geschrieben:

Wir leben in einer Zeit vollkommener Mittel und verworrenner Ziele. Wir bauen Betonstrassen und gründen Sozialstaaten. Aber leider wissen wir nicht, wohin unseren Straßen führen.

Wir wussten jedoch wo es geht und wagten zusammen den steilen Abstieg auf dem Bernadeinsteig. Bella legte ein rasantes Tempo an den Tag, während die glitschigen Wurzeln nach meinen Füßen griffen und mir den letzten Nerv raubten.

Kurz vor der Bockhütte, wo ich mich entscheiden musste, ob ich den Hike oder die lange Trekking Tour gehe, lag das zweite Buch namens “Die Angst”. Im Halbdunkeln des nahenden Sonnenaufgangs las ich:

Hier drinnen war nur Licht; alles andere zählte nicht.

Okay, mein Innerstes wollte die 67km schaffen und jetzt schon wieder zurück zum Campingplatz hätte sich komisch angefühlt. Mirjam hatte sich schon zuvor für den Hike entschieden und schlug gut gelaunt den Weg zur Mitterklamm ein.

Dogtrekking GoldEdition? Was sonst?

Am Steingerümpel vorbei erreichten wir nach einem längeren Stück die Knorrhütte, wo wir den besten Kaffee unseres Lebens getrunken haben. Wir hatten nun gut 20 km hinter uns und mein unausgelasteter Hütehund konnte es nun bellender und ziehender Weise kaum abwarten, in Richtung Geröllfeld weiterzuziehen.

Das Geröllfeld war von Schnee bedeckt, doch anfangs kamen wir auf der Spur gut voran. Das letzte Stück vor dem Klettersteig erinnerte uns jedoch stark an Alaska. Aber es half alles nichts, wir mussten da hoch zu unserem Buch.

Tanja und Bibi liefen ab da tapfer voran und ich schob Bella ab und zu von hinten an. Oben am Klettersteig angekommen, grinste uns der Stein mit dem blauen Smilie an. Natürlich war die Buchseite wieder passend:

Ich hatte keinerlei Zweifel daran, daß Gott mich, wie schon zweimal in der Vergangenheit,  für die jetzt zu bewältigende Aufgabe vorgesehenen hatte.

Und in der Tat die Zugspitze war unser drittes Dogtrekking…

Unserem Pfad folgten mehrere Personen, zwei junge Männer freuten sich tierisch über den Winter und gingen den Klettersteig mitsamt Eispickel und Steigeisen weiter. Tanja packte nun ihre reisfeste Plastiktüte aus und spurte uns bergab die Rodelbahn. Juhu, auf dem Hintern durch den Schnee gings schnell bergab!

Weiter geht´s nach Österreich.

Kurz vor der Knorrhütte trafen wir auf Udo, der sich genauso wie wir auf ein kurzes Gespräch freute. Auch Caro, Maria und Alex waren inzwischen an der Knorrhütte angekommen. Sie waren allerdings die Strecke andersherum angegangen.

Auf ging es nun zum Gatterl, der Grenze zu Österreich. Diesmal hatten wir nicht wie zuletzt am Hochkönig mit Rindern, sondern mit einem selbstbewusstem Schaf u kämpfen.

Am Gatterl selber suchten wir für unser Buch das Steinmännchen mit dem blauen Punkt. Irgendjemand hatte wohl einfach weiter gebaut und den Stein mit dem blauen Punkt verdeckt. Aber wer suchet, der findet! Darin gab es eine kleine Deutschstunde zum Thema Präpositionen.

Jetzt ging es erstmal wieder bergab und schließlich führte uns die Route einen steilen Hang hinunter. Da jodelten die Waden und Knie und wir waren uns einig, diesen Hang als hässlichsten ganz Österreichs zu küren. Für diese Gemeinheit musste Bernd uns bei der baldigen Einkehr ein Bier ausgeben. Dazu gabs für jeden ein Brezn – der perfekte Dogtrekker-Imbiss!

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Der GoldEdition-Berg ruft!

Auf ging es weiter zur letzten großen Herausforderung, den Skihang hoch und dann nochmal durchs Geröllfeld zum Buch der GoldEdition. Auf dem Weg dahin, fingen wir an, darüber nachzudenken, was auf unsere Pizza am Abend drauf sollte. Pilze, Gemüse….

Am Fuß des Anstiegs nochmal ein Plündern von Energieriegeln für Hund und Herrchen. Die volkstümliche Musik der Gamsalm machte es etwas einfacher, den Anstieg zu beginnen, da sie nicht ganz nach unserem Geschmack war.

Nach dem ersten Drittel bemerkte ich, dass Bella anfing, fühlig zu laufen. Schnell die Booties an! Bella quittierte dies mit einem bösen Blick und setzte sich erstmal wieder. Okay, den Anstieg kriegen wir hin und Du kriegst nachher auch ein Stück Pizza. Motiviert sprang sie auf, merkte, dass ihr die Booties gut taten und wir stürmten den Gipfel und bekamen sogar nochmal richtig Spass dabei.

Die Aussicht war einfach grandios! Auf meiner Buchseite waren 3 Worte in Großbuchstaben geschrieben:

Sonnenenergie statt Atomkraft.

Auf jeden Fall aktuell, unsere Natur sollten wir pflegen.

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Der Abstieg forderte Bella und mich nochmal: Steile Passagen über Geröll und auch Stufen, die aus halb Meter hohen Steinen bestanden. Bella musste immer wieder gestoppt werden und mich vorlassen. Für so einen Führungshund wie sie, am liebsten immer als Erste voran, nicht einfach. Sie behielt aber einen kühlen Kopf und bald waren wir auf Höhe des Eibsees.

Die letzten Kilometer gingen wir noch mit Roland Hächler, der zu uns mit seiner Husky-Hündin noch aufgeschlossen hatte und das obwohl er 4 Stunden nach uns gestartet war!

Finale.

Als wir Grainau erreichten kam der grosse Schock: Zivilisation! Uns war allen klar, dass wir uns bald wieder zum Dogtrekking treffen müssen. Eines Gute hatte die Zivilisation aber: Pizza. Danke an Christina für´s bestellen! Bella bekam natürlich ihr versprochenes Stück gereicht.

Pünktlich zur Siegerehrung kam dann auch Udo mit seinen beiden Hunden, die beide mit ihren über 10 Jahren das Ganze großartig bewältigt haben, ins Ziel.

Leider ging das Wochende viel zu schnell vorbei, aber das nächste “Familientreffen” kommt bestimmt.…


Herzlichen Dank, Martina, für deinen schönen und lebendigen Bericht! Demnächst geht es weiter mit einem Bericht von Steph. Sie war auf dem Zugspitz-Doghike unterwegs…


 

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