Unsere Autorin Martina Görlich war letztes Wochenende im Wettersteingebirge beim Abenteuer Zugspitz Dogtrekking dabei. Dort hat sie die längste Strecke, das Dogtrekking über 70 Kilometer und über 5000 Höhenmetern, bewältigt. Viel Spaß!


Am Freitagabend starteten wir in der gleichen Besetzung wie letztes Jahr ins Zugspitzdogtrekking: Alex mit der Huskyhündin Em und ich mit Happy. Obwohl wir beide nicht wirklich gut trainiert waren, hatten wir uns entschieden die ca. 70 km Trekking in Angriff zu nehmen, irgendwie wäre es uns komisch vor gekommen, “nur” den Hike mit 36 Kilometern zu laufen.

Vom Campingplatz aus mussten wir uns erstmal durch Grainau kämpfen und waren diesmal sogar froh, dass der übermotivierte Happy so viel bellte. Verschaffte uns dies doch etwas freien Platz auf dem Bürgersteig. Alsbald erreichten wir die Höllentalklamm, die ich nun endlich mal im Hellen durchlief und nicht wie die letzen Male im Dunkeln. Dann ging es über die Höllentalangerhütte zu unserem ersten Anstieg, der Rinderscharte. Happy arbeitete sich vorbildlich über die Felsen nach oben und das den langen Anstieg hinweg. Hinter mir hörte ich Alex fluchen: wie kann man nur so untrainiert sein. Aber dann waren wir auch schon oben und die untergehende Sonne tauchte die Felswände in besonders schönes Licht.

Vor der Aussichtsplattform Alpspix trafen wir auf den biwakierenden Lukas, der fast als Checkpoint hätte durchgehen können, da jeder vom Hike oder Trekking bei ihm vorbei kam. Von da aus waren es nur noch wenige hundert Meter den Schotterweg hinunter zum ersten Checkpoint. Dort befand sich das Buch am Fuße der Felsenwand, die von einem Schild geziert wurde: Achtung Steinschlag, nicht stehen bleiben. Wir blieben da nicht nur stehen, sondern tranken auch noch einen kleinen Schluck von dsm Schnaps, der dem Buch beigelegt war. Was stand auf meiner Buchseite? “gefährliche Lebenswirklichkeit”, genau so war es und weiter ging es in unserem Dogtrekkingabenteuer in Richtung Bernadeinstein. Kurz vor diesem wies ein Schild den Weg auf den Stuiben hinauf. Alex und ich guckten uns an und waren uns einig: nein diesmal nicht (diese Schleife hätte zum Dogtrekking King Size gehört). Letztes Jahr hatten wir uns auf dem Stuiben mitten in der Nacht durch ein Latschenkiefernfeld geschlagen, um wieder auf den Weg zu kommen. Eine tolle Erfahrung, die wir nicht missen möchten, aber die zur Kategorie das brauche ich kein 2. Mal gehört. Durch die Nacht liefen wir zügig den Bernadeinsteig hinab, der uns diesmal besonders lang vorkam. Wums, da saß ich auch schon auf dem Hosenboden, der lockere Waldboden hatte unter mir nachgegeben. Das Rauschen der Partnach, das aber sobald von dem lautstarken Zirpen einiger Grillen unterbrochen wurde, zeigte das nahende Ende des Weges an.

Kurz vor der Bockhütte rannte ich natürlich an dem Fels mit dem Checkpoint vorbei und Alex pfiff mich zurück, um die Buchseite herauszureißen. Einstimmig beschlossen wir, dass wir ein Schluck Schnaps vertragen konnte, so am gaanz frühen Morgen. Für die Hunde gab es dann frisches Partnachwasser an der Bockhütte. Nun folgten wir einer viel zu langen Weile dem Weg über eine Schotterpiste, der schließlich in einem Anstieg zur Reintalhütte mündete.

Entlang von Latschenkiefern wanderten wir auf einem steinigen Pfad. Aufeinmal sprang mir ein Pumakopf entgegen und dahinter ein lachender Jugendlicher in Begleitung seiner Kameraden. Damit rechnete man auch nicht um ein Uhr nachts auf dem Berg. Wir nahmen es mit Humor und auch der bellende Happy beruhigte sich schnell. Der Jugendliche bat uns noch den Personen, die weiter oben zelteten,nichts zu erzählen. Einige Meter später, fragte Alex mich nur, welche Drogen die wohl genommen hatten.

Von der Knorrhütte an war es dann nur noch ein Katzensprung hin zum Gatterl, wo wir dann im Dunkeln ein Selfie von uns schossen. Durch den eisigen Wind dort oben, verweilten wir nicht lange dort. Auf dem Weg zum Steinernen Hüttl folgte erstmal ein saftiger Anstieg, aber oben angekommen, konnten wir das morgendliche Licht genießen und frühstückten erst einmal. Dieses Frühstück wurde jedoch von den Kühen unterbrochen, die uns immer näher auf die Pelle rückten. Somit waren wir gezwungen weiter zu gehen.

Bald erreichten wir die Rotmoosalm. Die Alm eigenen Hunde schlugen so laut an, dass der Wirt raus kam und sich bereit erklärte uns um sechs Uhr in der Früh zwei Kaffee und eine Cola zu bringen. Interessiert fragte er uns, wo wir her kamen und wo wir na wollten. Ob er uns glaubte bzw. für bekloppt hielt? Egal, Hauptsache wir hatten unseren Kaffee.

Der Trail schickte uns zum Steinernen Hüttl und dann wagten wir uns an den Aufstieg zum Leutascher Platt.Wie ich den Einstieg verteufle: ein Gemisch aus Gras und Latschenkiefern. Sobald man die Vegetation hinter sich lässt, wird es besser. Entlang der Markierung klettert man über die Felsenblöcke nach oben. Happy machte seine Aufgabe fabelhaft und suchte den Weg sicher entlang den rot weißen Streifen und auch die Em arbeitete sich zusammen mit dem Alex hinauf. Oben angekommen hieß es dann, sich über diesen riesigen Steingarten namens Leutascher Platt zu kämpfen. Die rutschigen Schneefelder machten die Sache nicht einfacher und wir sahen dabei die ganze Zeit die Meiler Hütte, unser nächstes Selfieziel. Endlich hatten wir es geschafft und gönnten uns das wohlverdiente Radler und ein Stück Kuchen. Irgendwie lud die Sonne vor der Hütte noch zu einem 20-minütigen Powernap ein. Danach wurde der Rucksack geschultert, aber Halt: wir hatten noch kein Selfie gemacht, ganz wichtig…

Und dann nochmal einen kniffligen Abstieg hinab und schon ging es über die Partnach hin zur Laubhütte in Richtung des letzten Anstiegs. Die letzten Kilometer sind immer die schwierigsten. Das fand auch die Em und legte sich auf einmal hin, sodass wir schon Angst hatten, sie überhaupt nicht mehr weiter zu bekommen. Alex trug sie ein Stück,,, und ab ins nächste Flussbett zur Abkühlung. Auf einmal ging es wieder und die Em zog fleißig die Serpentinen hinter Happy und mir hoch. Kurz winkte ich dem Fels zu, an dem ich letztes Jahr die Halluzination hatte, dass meine Aussie- Hündin Bella da stand. Und da war sie: die Längerfelderbahn mit der letzten Buchseite und wer stand da? Der Bernd. Er fragte fröhlich, was wir durchgezogen hatten und alle Verfluchungen auf ihn wegen irgendwelchen gemeinen Anstiegen etc. waren verflogen. Ja das Trekking natürlich, antworteten wir. Ja dann haut rein und schon flog mir eine Flasche Ingwerschnaps entgegen… Nichts leichter als das, der Schluck Schnaps tat gut (was will man denn von jemanden erwarten, dessen Vater gebürtig von der Mosel kommt und in Bayern aufgewachsen ist?)

Trotz meiner brennenden Fußsohlen brachten wir die letzten Kilometer nach Grainau schnell hinter uns. Wir waren stolz auf uns, da wir anders wie sooft vor dem Dunkeln das Ziel erreichten… eine halbe Stunde bevor es zu Gewittern anfing.

Und ja die Frage bleibt, wieso macht man so ein Dogtrekking von über 70km? Alex und ich wir waren uns einig, einfach um Abzuschalten, den Kopf herunterzufahren und um die Bindung zu seinem Hund zu stärken. An dieser Stelle vielen Dank an meinen kleinen tapferen Happy. Wir haben uns mal wieder gegenseitig gezeigt, dass wir uns aufeinander verlassen können. Und vielen Dank für die tolle Begleitung an Alex und die Em, Ihr wart spitze! Vielen Dank an den Bernd für das Organisieren des Zugspitzdogtrekkings und wir erwarten ein Steile Kanten – Reloaded!

Frei nach dem Motto es gibt zwei Idioten auf der Welt: Einen der sich das ausdenkt und einen der es läuft. Wobei wir ja bei dem Bernd wissen, er denkt es sich nicht nur aus, sondern läuft es dann auch noch.