Unser Autor Bernd Spring hat mit seinen Hunden die 115 Kilometer lange Distanz beim Ultratrail ALB-TRAUM 100 bewältigt. Hier ist sein Bericht, viel Spaß!


Ein neuer Stern am Trailrunning Firmament

Jung, frisch… gruselig? Der Schriftzug von ALB-Traum100 ,wie von einem Horrorfilm entliehen, macht unmissverständlich klar, dass es zwischen einem Alp- und einem Alb-Traum Parallelen geben könnte. Zum Beispiel dann, wenn man die zahlreichen Höhenmeter, welche die Schwäbische Alb zu bieten hat, gnadenlos unterschätzt. Doch dazu später mehr.

Am 18. Mai 2019 gab es die zweite Auflage des ALB-Traum bzw. dessen kleinen Schwester, dem HALB-Traum. Bereits das Debut 2018 war ein voller Erfolg und die entsprechende Mundpropaganda sorgte dafür, dass ALB-Traum100 und HALB-Traum diesmal sehr schnell ausgebucht waren.

Für Läufer und Wanderer mit Hundebegleitung geeignet

Wir durften nicht lange überlegen, ob wir diese Distanzen, diese Strecken schaffen oder ob sie uns schaffen werden. Kurz vor dem “Ausgebucht”-Siegel griffen wir halbwegs spontan zu den Startplätzen und bereiteten uns im Rahmen unserer Möglichkeiten vor. Wir, das sind drei Speedhiker (Tina, Iris und Dani) und ihre tapferen Ultrahunde auf dem HALB-Traum (57 Kilometer und 1700 Höhenmeter); und ich auf der ALB-Traum-100 (115 Kilometer und 3400 Höhenmeter) Distanz. Mit dabei: Mein Edelmix Kasimir und mein albanische Sibirier mit schwäbischem Dialekt, Melvin.

Während die Speedhike-Damen noch schlummern, dürfen/müssen wir bereits um 4 Uhr morgens los. Das Wetter ist auf unserer Seite, es ist – noch – trocken und relativ mild. Kurze Hose und T-Shirt sind bereits zu früher Stunde die erste Wahl, um die Bettwärme loszuwerden.

Nach einem kurzen Briefing erfolgt der Startschuss und die ersten Kilometer als “betreutes Laufen” in Begleitung von Organisatoren durch das verschlafene Nachtleben von Geislingen an der Steige.

Als der Asphalt dem Waldboden weicht, müssen wir alleine weiter. Jetzt gilt es, erstmal aus dem Geislinger Tal hinauf auf die Albhöhe zu gelangen, was alles andere als einer schweißbefreiten Freizeitbeschäftigung gleich kommt.

Aber die Mühe soll sich – wie heute so oft – lohnen.

Wir werden mit einer wunderbaren Aussicht verwöhnt.

Wir finden unseren Rhythmus und laufen entspannt durch den morgendlichen Albwald. Immer wieder komme ich mit anderen Läufern ins plaudern, ich bekomme Interessantes über Lauftaktiken zu hören (“Ich starte generell als Letzte und falls ich im Ziel dann immer noch die Letzte bin, dann war schlichtweg die Strecke zu kurz.”) und die Zeit fliegt nur so an uns vorbei.

Wir haben Glück. Es ist Mitte Mai und selbst zur Mittagszeit sollen die Temperaturen nicht viel höher als 20 Grad steigen. Gut für die Hunde, aber auch gut für die Finisherquote der Läufer, welche beim letztjährigen Debut dank sommerlicher Temperaturen geringer war, als sie heute sein wird.

Alle 12 bis 15 Kilometer treffen wir auf eine Verpflegungsstelle.

Die Hunde bekommen Wasser (danke!), ich auch und zu essen gibt es genug für eine kleine all-you-can-eat-Party. Highlights: Radler, getrocknete Apfelringe, Kekse und Katjes “Shopping-Queen”.

Die Anstiege sind, im Vergleich zu solchen “Monstern” wie ich sie vom Chiemgauer 100er her kenne, überschaubar. Aber es sind viele, verdammt viele. Deswegen lasse ich, solange es geht, die Handbremse noch ein wenig angezogen.

Die Wege sind toll und es macht riesigen Spaß, sie zu berennen. Oder einfach mal ein bisschen stehen zu bleiben und die Aussicht genießen. Warum hetzen, wenn man für die komplette Zeit bis zum cut-off bezahlt hat?

Apropos bezahlt. Die Startgelder, welche beim (H)Alb-Traum eingesammelt werden, sind zu 100 % Spenden für einen guten Zweck! Jeder Starter bekommt darüber sogar eine steuerlich absetzbare Spendenquittung.

Alle Unkosten, welche der Lauf zwangsläufig selbst verursacht, sind durch andere Spenden abgedeckt. Krasse Nummer und ich ziehe meine Schildmütze vor den Organisatoren, die diese Meisterleistung hinbekommen.

Für die Hunde ist die Strecke nahezu perfekt. Sie führt immer wieder an glasklaren Bächen entlang.

Nur ein einziges Mal muss ich zwischen zwei Verpflegungsstellen die Flasche mit Hundewasser ziehen, da dieser Abschnitt auf der trockenen Alb-Hochebene verläuft. Dafür bekommen wir umso mehr schöne Ausblicke und Burgruinen zu sehen.

Wurzelige Singletrails wechseln sich mit lauschigen Wiesenwegen ab.

Und immer wieder: Tolle Aussichten!

Wir haben es trauf, wie man hier so schön sagt, schließlich sind wir sind auf dem Albtraufgänger unterwegs. Ein Qualitätswanderweg über 115 Kilometer und 3400 Höhenmetern entlang der Schwäbischen Alb.

Ein schmissiges “T” ist das Zeichen, auf das wir bei den Wanderweg-Schildern achten müssen. Große Konzentration ist dafür aber nicht nötig, denn die Organisatoren haben keine Mühen gescheut, die kompletten Strecken nochmal (idiotensicher) nachzubeschildern.

An jeder Verpflegungs- bzw. Traumstation sind die Highlights des nächsten Streckenabschnitts beschrieben. Dazu gibt es Infos, wieviele Kilometer bereits bewältigt wurden und was noch bevor steht.

Wir laufen durch beeindruckende Waldmeister- und Bärlauchwiesen (siehe unten).

Eine kurze Gewittereinlage sorgt für angenehme Erfrischung. Es ist mittlerweile früher Abend und die Strecke des ALB-Traums nähert sich dem Abschnitt, an dem die Läufer und Walker des HALB-Traums dazu kommen. Die letzten etwa 25 Kilometer sind nämlich wieder identisch.

Was geht auf dem HALB-Traum?

Auch beim HALB-Traum sorgte unsere Gang für eine akzeptable Hundequote.

Für die 57 Kilometer und 1700 Höhenmeter des HALB-Traums hat man von 9 bis 3 Uhr Zeit. Perfekt also nicht nur für Trailrunner, sondern auch für ausdauernde Hiker und Dogtrekker.

Jetzt geht der Spaß erst richtig los: Willkommen bei den Ultras!

Unser Plan ging auf und wir konnten die letzten Kilometer gemeinsam bewältigen. Es war bereits Nacht und die Deko des humorvollen Orga-Teams wirkte umso besser.

Um 0.47 Uhr erreichen wir das Ziel, werden dort gut abgefeiert und anschließend mit veganem Gulasch, Radler, einer heißen Dusche und einer kostenlos zur Verfügung gestellten Übernachtungsmöglichkeit verwöhnt. Das Rundum-Wohlfühl-Programm!

Fazit

Der ALB-/HALB-Traum ist ein perfekt und dazu auch noch liebevoll organisierter Lauf. Von der Größe her würde ich ihn in die Kategorie “erweiterte familiäre Veranstaltung” stecken. Was das Organisatorenteam hier auf die Beine stellt, ist der Wahnsinn in Laufschuhen. Auf zwei Läufer kommt ein Helfer, so die unglaubliche Quote, welche nur mit verdammt viel Herzblut umsetzbar ist.

Falls das Wetter mitspielt, es also nicht zu heiß wird, ist die Mitnahme von Hunden eine prima Sache.

Alle Infos zum Lauf gibt es hier.

Die Ergebnisse findet ihr hier.