Martina Görlich war Anfang April 2018 beim Elbsandstein-Dogtrekking (ESDT) unterwegs und – wie könnte es anders sein – natürlich auf der langen Distanz von um die 100 Kilometer! Was ich dabei besonders faszinierend finde ist, wie locker dieser Bericht daher kommt. Von all der Anstrengung, welche man bei einer Tour von über 24 Stunden nonstop auf sich nimmt, ist kaum die Rede. Respekt!

Hier ist ihr Bericht von diesem extra-langen Abenteuer, viel Spaß!

Text und Bilder © Martina Görlich.


Auf zum Elbsandstein Dogtrekking 2018

Endlich! Das erste Dogtrekking in diesem Jahr kann beginnen.

Nach einer 700km langen Autofahrt von der Nordeifel bis zum Campingplatz Ostrauer Mühle im Elbsandsteingebirge, zwischen Dresden und der tschechischen Grenze, war das Zelt schnell aufgebaut und das sogar im VIP – Bereich, direkt neben dem Bus von meiner Mittäterin und Freundin Maria.

Diesmal sollte es zu dritt losgehen, Alex mit Malinois Boscaile und dem Husky-Mix Gürkchen, Maria mit German Trailhound Fala und mein schwarzer „Teufel“ Happy mit mir im Schlepptau. Wir hatten uns entschlossen, am Samstag um zwei Uhr morgens auf die 100 Kilometer lange Trekking-Distanz zu gehen und das nonstop, d.h. ohne zu biwakieren. Jetzt blieb uns nur noch ein entspannter Freitagnachmittag und -abend im Basislager.

Auf mich warteten noch ein paar vierbeinige Physiopatienten und so war der Nachmittag sehr schnell vorbei. Nach der leckeren Ingwer-Möhrensuppe vom Dogtrekker-Koch Pascal und nettem Beisammensein ging es nach der Streckenbesprechung ab in den Schlafsack.

Nach einer kurzen, etwas kalten Nacht, klingelte der Handywecker um halb zwei.

Auf dem Rückweg von den sanitären Anlagen sparte ich es mir, die Hirnbirn (Kopflampe) anzumachen. Dies stellte sich als Fehler heraus: Autsch, die Treppe führte links herum und ich war grade aus gegen die Absperrung mit der Schienbeinkante gerannt. Aber das war bis auf einen Kratzer halb so wild und ab ging es zum Start.

Treppen, Treppen, Treppen

Durch die Nacht leuchteten unsere Stirnlampen uns zum ersten Checkpoint, natürlich gelangten wir nicht ohne die Bewältigung von ein paar Treppen dorthin. Was wäre das Elbsandsteindogtrekking ohne Treppen? So war es auch nicht verwunderlich, dass das erste Symbol für unsere Startnummer eine Treppe zum Aufzeichnen war.

Und schnell setzten wir unseren Weg durch die Dunkelheit zum nächsten Checkpoint am Winterberg fort. Doch dort angekommen suchten wir vergeblich nach dem Band mit dem Symbol. Also wurde ein Foto von Maria vorm Wegweiser geschossen und zum Zeughaus weitergelaufen. Flotten Schrittes daran vorbei und auf zur nächsten Kreuzung.

Ein Blick auf die Karte und das GPS verriet uns, dass wir eine Abzweigung verpasst hatten. Dies war aber nicht weiter dramatisch, da wir uns nun auf der großen Schleife befanden, nur entgegen der Pfotenrichtung. Also weiter, auf zum nächsten Checkpoint, der schon wieder nicht auffindbar war. Wieder nur ein Selfie…

Der Tag beginnt

Beim nächsten Abstieg auf einmal ein Licht in der Dunkelheit: Marcel mit seinen beiden Huskies. Gut gelaunt und noch frisch arbeitete er sich den Anstieg hoch. Wir hatten noch eine längere Wegstrecke vor uns und eilten dem Morgengrauen entgegen.

Am Königsplatz fanden wir dann auch endlich mal wieder ein Symbol, passender Weise eine Krone. Schließlich kam dann ein Verläufer, der uns schnell auffiel, da wir eine Leiter hochkletterten. Für Fala und Happy kein Problem, doch Alex mit zwei Hunden hätte mehr Mühe gehabt und so checkten wir die Karte und liefen schnell wieder zur letzten Kreuzung zurück.

Nach einem Anstieg beschlossen wir, uns an der Martinswand in die Vormittagssonne zu setzen und ausgiebig zu frühstücken. Erstmal gab es etwas für die Hunde und dann teilten wir unsere Proviante untereinander. Mittlerweile befanden wir uns in Tschechien und liefen dann mal planmäßig aus der Karte heraus und genossen den sich schlängelnden Weg durch den sonnendurchfluteten Wald nach Na Tokani.

Stetig setzten wir unseren Weg weiter fort, trafen noch den ein oder anderen Dogtrekker und erreichten gegen drei die “Fähre” oder besser gesagt ein Paddelboot mit Ruderer. Die Hunde waren nicht begeistert von dem Maulkorb, verhielten sich aber bis auf Schnauzenbefreiungsversuche vorbildlich.

Bevor wir uns auf das letzte Drittel der Strecke machten, stärkten wir uns auf der Terrasse eines kleinen Restaurants in Hrensko. Endlich gab es einen Mokka für Maria und mich, wobei ich diesen mehr nötig hatte. So fiel der nächste Anstieg auch leichter und wir marschierten weiter.

Marias Füße entkoppelten sich von ihren Gedanken und sie lief, als sie darüber nachdachte, am Wegweiser vorbei. Zum Glück hatte Alex aufgepasst und wir erreichten somit doch noch schnell den nächsten Checkpoint am Golfplatz: ein Segelboot war das Symbol.

Anbruch der Nacht

Langsam fing es an zu dämmern und im Licht der untergehenden Sonne bewältigten wir im Schlepptau unserer Vierbeiner einen weiteren etwas längeren Anstieg. Alex zückte seinen Wodka hervor und jeder trank auf dieses Dogtrekking einen kleinen Schluck, bevor uns der Weg wieder hinab führte.

Inzwischen hatten wir unsere Hirnbirnen wieder heraus gekramt und waren an der Stelle am Zeughaus angekommen, wo wir vorhin auf die Schleife entgegen der Pfotenlaufrichtung getroffen waren. Kurzes Hin- und Hergeschwenke und wir entschieden uns für einen Weg; hoffentlich für den richtigen…


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Die nächsten Schilder – frei nach dem Motto: neue Schilder, neues Glück – verrieten uns, dass wir der Route zum letzten Checkpoint am Kuhstall folgten. Das einzige Hindernis dorthin war die Himmelsleiter, eine schmale Treppe zwischen den Felsen hinauf. Fala und Happy stürmten souverän hinauf. Hinter mir fluchte Alex, Boscaille war zwischen Treppe und Fels abgerutscht. Oben angekommen nahm ich Sakari entgegen, während Alex Boscaille befreite. Sie schüttelte sich einmal und lief unversehrt weiter.

Wir haben es geschafft

Die letzten Kilometer kämpften wir uns ohne weiter Vorkommnisse durch die Nacht. Um halb drei Uhr morgens, nach 24.5 Stunden, erreichten wir den Campingplatz und wurden von Caro und Anja, die noch auf uns gewartet hattet, am Lagerfeuer empfangen. Sogar ein Stück Kuchen und Kartoffelecken standen noch für uns bereit, bevor wir todmüde in unsere Schlafsäcke krochen.

Schnell war die Siegerehrung am Morgen vorbei und viele machten sich schon auf die Heimreise. Ich knete noch einige Hunde nach den Strapazen durch, die es sichtlich genossen, darunter auch Sakari und Boscaille.

Gegen 15 Uhr verabschiedeten wir uns voneinander, jedoch nicht ohne über die kommenden gemeinsamen Dogtrekkings gesprochen zu haben…


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