Hundesport mit einem Hund, der Epilepsie hat? Wir bekamen eine Email von Thomas, der genau dies betreibt!

Dass ein Epi Dog, den man vor Angst sein ganzes restliches Leben in Watte packt, kein glücklicher Hund ist und was man tun kann, um ihm ein erfülltes Leben bieten zu können, davon handelt diese kleine Serie. 

Autor © aller Fotos: Thomas Linke.


Heute möchten wir Euch zeigen, dass man mit einem Hund der Epilepsie hat auch im Hundesport aktiv sein kann und vor allem Erfolgreich am Dogtrekking teilnehmen kann.

Wie alles begann

Unser Alaskan Malamute Chinook ist 3 ½ Jahre alt und vor einem Jahr bekam er die Diagnose „ Epilepsie“ (hier “Epi” genannt). Diese Diagnose hat sich dann auch leider bestätigt.

Für uns war es ein Schock, als er seinen ersten Anfall hatte. Wir sind erstmal von einer Vergiftung oder ähnlichem ausgegangen. Aber als ihn der zweite.Anfall überrollte wussten wir, dass es etwas anderes sein musste.

In diesem Moment brach für uns eine Welt zusammen. Wir wollten mit Chinook züchten, auf Ausstellungen gehen, Rennen fahren und viele andere Sachen machen. Aber dieser Traum war nun ausgeträumt. Schweren Herzens haben wir uns aus der Zuchtzulassung, uns von Rennen und Ausstellungen verabschiedet, denn das alles kam für uns nun nicht mehr in Betracht.

Nun hieß es für uns, erstmal alles sacken zu lassen und zu schauen, was wir sonst noch machen können, um seinem Wesen und seiner Art gerecht zu werden. Die Epi hat alles, aber wirklich alles verändert. Wir begannen, Alternativen zu suchen.

Scooter fahren? Nur bedingt möglich und wenn, dann niemals unter Druck.

Ausstellungen? Nein. Wir werden mit ihm nicht züchten und nur des Egos willen wollen wir ihm diesen Stress nicht antun.

Was machen wir nun? Scooter werden wir weiterhin fahren, ohne Stress. Und herzeigen können wir unseren “Dicken” auch so; dafür bedarf es doch keine Richter!

Wie ist es mit wandern? Ja, wandern ist doch super, das machen wir eh am liebsten jeden Tag.

Ein erstes Dogtrekking-Wagnis

2016, also vor der Diagnose, waren wir bereits beim ersten Dogtrekking im Elbsandsteingebirge (ESDT). Hier wollten wir damals die “Tour” von 25 km machen und dachten, das werden wir schon schaffen. Aber es sollte nicht sein und wir mussten abbrechen.

Anfang 2017 kam der erste epileptische Anfall und wir wussten nicht, was wir machen sollten. Anmelden zum 2. ESDT oder lieber nicht? Wir wussten zu diesem Zeitpunkt noch nicht eindeutig, was Chinook wirklich hat und haben uns einfach mal angemeldet. Es sollte wieder die Tour werden, diesmal hatte sie 30 km.

Gesagt – getan. Angemeldet, hingefahren, gelaufen und… mit Erfolg gefinisht! Eine super Leistung, alles war gut!

Allerdings nur für eine kurze Zeit und dann war er wieder da: der Anfall. Seit diesem Zeitpunkt wussten wir, dass nichts mehr so sein wird wie früher. Wir fingen an, ihn untersuchen zu lassen und alles zu unternehmen, um uns einer 100%igen Diagnose näher zu bringen. Leider hat man nichts konkretes gefunden, was für die Anfälle verantwortlich ist. Somit gab es die traurige Diagnose Epi.

Extrem-Gassi

Wir wägten alles gegeneinander ab. Hohe Belastungen wollten wir keinesfalls und Wettkämpfe bedeuten in der Regel zu viel Stress.

Auf unseren täglichen Runden fingen wir an, den Kilometer-Umfang zu erhöhen und plötzlich war für uns die Alternative gefunden: Wir werden Extrem-Gassigeher! Wir beschäftigten uns intensiver mit Dogtrekking.

Wir haben uns mit ähnlich verrückten Menschen und Gassigeher getroffen, neue Touren gemacht und sind dabei immer weiter gekommen. Trotz der Anfälle, die nun kamen, haben wir weiter gemacht.

Nebenbei geht Chinook regelmäßig zur Hundeschule, in den Hundesportverein PHV Stelle e.V., um etwas für den Ausgleich zu tun. Wir wollten seine grauen Zellen in Bewegung halten. Unser Dicker hat Spaß dabei! Zusätzlich fahren wir weiter Scooter, um die Muskeln aufzubauen und seine Zugfreudigkeit zu erhalten.

Da wir merkten, dass wir mit dem Extrem-Gassi sehr gute Fortschritte machten haben wir beschlossen, uns zum 3.ESDT anzumelden. Aber nicht wie ursprünglich gedacht für 30 km –  nein – diesmal wollten wir die 50 km angehen.

Wie wir uns dabei geschlagen und ob wir es gerockt haben lest Ihr demnächst hier.

Positiver Stress

Wir möchten zeigen, dass ein Hund, auch mit Epi, aktiv sein kann und das auf ganzer Linie. Sicherlich hätten wir Chinook in Watte packen können, damit er so sein Dasein fristet, aber das wollten und wollen wir nicht. Er soll Hund sein, seinen Spaß am Leben haben.

Viele Epi Dogs fristen nämlich ihr Dasein genau auf diese Art und Weise: Besorgte Frauchen und Herrchen, die immer und immer wieder die schützende Hand drüber halten, um jeden Stress abzublocken. Es sei hierbei aber gesagt, dass es auch positiven Stress geben kann und gibt, denn wir kennen es und dürfen uns immer wieder über einen zufriedenen und glücklichen Epi Dog freuen.

Und das auch dann, wenn es nicht immer einfach ist und es Höhen und Tiefen gibt, in denen wir sehr besorgt sind.


Fortsetzung folgt…