Unser Autor und Vielläufer Bernd Spring hat sich etwas ganz besonders Buntes an die Füße geschnürt: Den neuen Speed-Crosslauf-Schuh von Icebug. Wie es damit so läuft, verrät er uns in diesem Testbericht. Viel Spaß!


Icebug Acceleritas 7 – Erster Eindruck

Ich kann mich noch gut erinnern, als Laufschuhe generell einfach potthässlich waren. Dass sich die Marken in der Design-Frage immer wieder versuchen, zu toppen, war nicht immer so.

Selbstverständlich ist Optik das allerletzte Kriterium, welches den Kauf eines guten Laufschuhs entscheidet. Aber trotzdem: Es tut halt irgendwie weh, einen dreistelligen Betrag für etwas hinzublättern, was einem überhaupt nicht gefällt.

2019 und die Uhren ticken anders. Jetzt ziehe ich mit der rechten Hand die neuen Latschen von Icebug mit dem sperrigen Namen Acceleritas 7 aus dem Karton, während die linke Hand verzweifelt nach der Sonnenbrille tappst – boah, was für ein Farben-Flash! Vergiss alles, was du bisher über bewusstseinserweiternde Drogen gehört hast.

Anschnallen, Baby!

Rein in die Latschen. Erster Eindruck: Die Schuhe sind sehr leicht, das Außenmaterial dünn, macht dabei aber einen robusten Eindruck. Später im Test wird mir der Vorteil dieses Material bewusst: Es nimmt so gut wie keine Feuchtigkeit auf, so dass man nach einer Bachdurchquerung nicht mit 300 Bonus-Gramm Wasser pro Schuh bestraft wird. Mitgedacht hat was gebracht.

Die Außenkanten und der vordere Bereich des Schuhs sind verstärkt, was meine Zehen spätestens bei einer Stolper-Aktion, bei einer ungewollten Bekanntschaft mit einem Felsen oder ähnlichem schätzen werden.

Auf zum Frühlings-Halbmarathon

Ich teste die Schuhe gleich mal bei einem Halbmarathon hier vor Ort. Dieser ist relativ hügelig und führt hauptsächlich über Feld- und Wiesenwege durch die Wälder.

Der Schuh ist ehrlich. Das heißt, er gibt einen unverfälschten Eindruck des Trails an deinen Fuß weiter. Er ist das Gegenteil einer Spaßbremse, welche dir mit überzogener Dämpfung die Power aus den Beinen saugt. Es macht riesig Spaß, Gas zu geben! Bei diesem Halbmarathon macht der Schuh einen guten Job, aber es wird auch klar, dass er hier noch lange nicht ausgelastet ist.

Das Profil ist irre. Irre gut. Es ist so luftig, dass Schlamm und Matsch sich kaum einnisten können. Und es schaufelt dich nach vorn. Der Gummi dieser Stollen besteht aus einer etwas weicheren Mischung, wodurch der Schuh auch bei Nässe und auf rutschigem Untergrund seinen Halt findet.; vermutlich besser als 90% seiner Konkurrenten.

Smells like … atmungsaktiv

Der Fuß wird vom Schuh fest umklammert. Man hat ein bisschen das Gefühl, in eine kräftige Socke zu steigen. Dadurch wird die Muskulatur des Fußes allerdings nicht eingeengt, so dass diese ein gutes Teamwork mit dem Schuh abliefern kann. Denn arbeiten müssen die Füße, das nimmt dieser Schuh nicht ab – gut so!

Wer bisher nur mit einer Extraportion Drop (“Drop” = Sprengung, also die positive Differenz zwischen Ferse und Vorderfuß), der Dämpfung eines Sofakissens und Pronationsstützen auf Sanitätshaus-Niveau unterwegs war, wird sich beim Icebug Acceleritas gewaltig umschauen. Dieser Schuh ist ein Minimalist. Wer dies nicht gewohnt ist, muss erstmal seine Füße mit kleineren Runden daran gewöhnen. Muskelaufbautraining, um den Füßen wieder klarzumachen, wofür sie ursprünglich mal gemacht wurden.

Aber keine Angst, denn diese “Mühe” kann mit vielen verletzungsfreien fröhlichen Laufjahren belohnt werden!

Keine Frage, diese Schuhe sind für schnelle und von der Kilometerzahl her überschaubare Distanzen auf unwegsamen Terrain gemacht. Sie gehen – nein, sie rennen – mit dem Sprinter durch dick und dünn, durch Wasser, Matsch, über rutschige Wurzelwege, Fels, Schotter … sie wollen gefordert werden und sind somit eine ausgezeichnete Bereicherung für die Canicross-Ausrüstung.

Ich persönlich sehe diese Schuhe aber nicht ausschließlich auf der kurzen Distanz. Auch bei längeren, etwas gemütlicheren Trainingseinheiten werden sie mich begleiten und meine Fußmuskulatur im wahrsten Sinn auf Trab halten.

Fazit

Die Sohle des Icebug Acceleritas 7 ist nicht viel breiter als mein Fuß selbst. Das Laufen fühlt sich dadurch natürlich an, in der Landephase ebenso wie beim “Abheben”. Dämpfung und Sprengung sind minimal, der Bodenkontakt ehrlich und ohne überflüssigen Energieverlust. Der Icebug Acceleritas 7 ist sozusagen der steife und ultraleichte Carbonrahmen des Hardtails, nicht das schwammige, kräftezehrende Fully.

Der ausgezeichnete Grip sorgt für einen kraftvollen Vortrieb. Schuh und Fuß bilden das Team für den erfolgreichen Wettkampf.

Wo bekomme ich den Schuh her?

Den Schuh gibt es als Damen- und Herrenmodell. Er fällt ein bisschen kleiner aus, darum trage ich ihn eine Nummer größer.

Ihr bekommt ihn natürlich hier: Endlich shoppen!

Über mich

Wenn man eine Schuh-Review liest ist es vielleicht hilfreich, auch ein bisschen was über den Autor und dessen Laufgewohnheiten zu erfahren.

Auf diesem Bild seht ihr meine aktuellen Lieblings-Latschen. Die empfohlenen Distanzen in Klammer dahinter entsprechen meinem aktuellen Trainingszustand, mit dem ich per pedes unterwegs bin.

Von links nach rechts:

  1. Meine Luna-Laufsandalen. Lediglich mit einer flachen 15-mm-Sohle ausgestattet, ein perfektes Training für die Fußmuskulatur (derzeit 10 bis 20 km).
  2. Merrell  Bare Access. Null Sprengung, null Stütze, voller Spaß (bis 50 km).
  3. IceBug Acceleritas 7. Bester Grip, dezenter Support, minimalistischer Allrounder (1 bis 100 km).
  4. Raidlight Dynamic Evo. 6 mm Drop, ein bisschen Dämpfung hier, ein wenig Pronation dort (um die 100 km).
  5. Brooks Cascadia. Meine All-time-faves, wenn es auf die ganz langen Kanten geht (160 km und darüber).

Von 2007 bis 2015 bin ich regelmäßig Canicross gelaufen. Ich war seltenst der schnellste, aber auch nicht der langsamste Läufer. Für Titel wie Bayerischer Meister oder Deutscher Vizemeister hat es schonmal gereicht.

Seit  2005 mache ich 100km-Läufe, 2009 kamen 160 km – die sogenannten 100-Meiler – und darüber, gerne auch im alpinen Gelände, dazu. Seit 2002 laufe ich, abgesehen von einem kleinen Zwicken hier und da, verletzungsfrei.