Røros/N – Zwischen Mitte Januar und Mitte März finden weltweit die wichtigsten Schlittenhunderennen statt. Die Zentren des Sports sind dabei Alaska und Skandinavien, wo die Norweger die größten Veranstaltungen durchführen. Eins der beiden wichtigsten Rennen ist das „Femundlopet“, welches in der alten Bergwerksstadt Röros seinen Ausgangspunkt und sein Ziel hat.

Zum 30. Mal wurde das Rennen in diesem Jahr ausgetragen und anlässlich des Jubiläums dieStrecken z.T. neu gelegt und die Distanz verlängert. Zum insgesamt fünften Mal stand der Dürener Michael Hess mit seinen Siberian Huskies am Start.

„Mit den reinrassigen Hunden sind wir etwas im Nachteil gegenüber den Mischlingen, die hier überwiegend am Start sind“, erklärt Hess, weshalb es sich innerhalb der Wertung auf den Vergleich der ebenfalls mit reinrassigen Schlittenhunden startenden Teilnehmer konzentriert.

Über 80 Teams waren für das Rennen über 450 km angemeldet, darunter 13 Starter mitreinrassigen Hunden, überwiegend Siberian Huskies. Von den vier Deutschen innerhalb dieser Gruppe ist Hess der Erfahrenste, aber die wichtigsten Konkurrenten kamen aus Norwegen.

Die Hunde von Michael Hess waren seit Weihnachten zum Training in Schweden und die Vorbereitungen waren gut gelaufen. Von den acht Hunden, die er für das Rennen ausgewählt hatte, waren drei junge Tiere dabei. „Es ist schon ein Risiko, denn alle drei haben noch kein Rennen bestritten. Dazu kommt noch, dass alle drei abwechselnd als Leithunde das Team führen sollen, aber wir haben die Abläufe in den Checkpoints im Training simuliert und ich denke, die Hunden schaffen das“, glaubte der Dürener vor dem Rennen.

Der Start am Freitagabend führte die Teilnehmer durch die Nacht über die erste Etappe über gut 70 km. Hess entschied sich, den ersten Checkpoint nicht zum Rasten zu nutzen, sondern die zweite Etappe gleich anzuhängen. Die Strategien der Teilnehmer waren unterschiedlich, aber es zeigte sich, dass die Schneefälle der letzten Tage vor dem Rennen den Trail weich und schwer gemacht hatten. So musste auch Michael Hess seinen Plan umstellen und mehr Pausenzeiten in Kauf nehmen als ursprünglich gedacht.

Auf der vierten Etappe kam es dann zu dem, was man im Schlittenhundesport eigentlich gänzlich vermeiden möchte: Hess musste einen Hund über den Großteil der ca. 110 km langen Strecke im Schlitten transportieren. Wie sich später herausstellte, litt der Hund an Verstopfung und konnte nicht mehr im Tempo des Teams mitlaufen. Ausgerechnet der größte und stärkste Rüde des Teams wurde vom Antrieb zum Ballast.

Von dieser Zusatzbelastung beeindruckt, gönnte Hess seinen Hunden eine Stunde zusätzlicher Pause auf der Etappe, bevor im nächsten Checkpoint wieder eine längere Pause gemacht und der angeschlagene Hund an die Betreuer abgegeben werden konnte.

Die sieben verbliebenden Hunde wurden nochmals von den Veterinären gecheckt und für ihre Konstitution gelobt.

In der Folge konnte das Team auch die letzten beiden Etappen abspulen, um schließlich Montag nachmittags wieder in Röros zum Zieleinlauf einzutreffen. Die ursprünglich kalkulierte Laufzeit war zwar überschritten, aber Michael Hess zeigte sich zufrieden, denn seine Hunde hatten eine respektable Leistung gezeigt. Letztlich nur von zwei Norwegern geschlagen, konnte er als bester Mitteleuropäer und damit auch bester Deutscher abschließen.

Rund ein Viertel aller Starter hatten das Ziel gar nicht erreicht, obwohl in diesem Jahr kein extremes Wetter herrschte, sondern eher „Kaiserwetter“ die Teilnehmer verwöhnte.

Für die Hunde von Michael Hess steht noch ein Wettbewerb bevor. Anfang März geht es beim„Polardistans“ in Schweden, wo nur reinrassige Hunde startberechtigt sind, über 300 km.

Die Fotos stammen aus dem letzten Checkpoint und zeigen die Versorgung der Hunde sowie die Ausfahrt auf die letzte Etappe zurück nach Röros. 

Text & Fotos © Michael Hess.